Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“
Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“
Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“
Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“
Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“
Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“

Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“

Markt der Möglichkeiten | Raum: PT104

Referent:innen: Beatrice Behne, Julia Kappel & Natalie Rupprecht, FH Campus Wien

Um der zunehmenden Fehleranfälligkeit infolge Komplexitätssteigerung und Fachkräftemangel Rechnung zu tragen, wird das dem Konstruktivismus folgende Lernkonzept „Room of horrors“ in unterschiedlicher Weise im Bachelorstudium Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Cam-pus Wien eingeführt.



Donnerstag, 26.09. | 16.00 - 17.30 Uhr | Markt der Möglichkeiten: Simulationen / Blended Learning |

 

Etablierungsmöglichkeiten des „Room of horrors“

Referent:innen: Beatrice Behne, Julia Kappel & Natalie Rupprecht, FH Campus Wien
Email: beatrice.behne@fh-campuswien.ac.at


Einleitung

Der medizinische und technische Fortschritt führt zu einer zunehmenden Komplexität in der Gesundheits- und Krankenversorgung. Die Unmöglichkeit mit diesen zunehmend raschen Entwicklungen finanziell und personell Schritt zu halten, führt zu einer gesteigerten Fehleranfälligkeit bei den in der Gesundheitsversorgung tätigen Personen (Runciman, Merry & Walton, 2007).  

Hintergrund und Motivation

Behandlungs- und Pflegefehler können in allen Bereichen der Gesundheits- und Krankenversorgung auftreten. Beachtlich ist, dass etwa 50 % der Schädigungen, die Patient*innen davon tragen, vermeidbare Fehler sind (Panagioti et al., 2019). Systemorientiertes Denken über Risiken in der Gesundheitsversorgung führt zur Erkenntnis, dass nicht der Fehler selbst das zentrale Problem darstellt, sondern ein globales Konzept, nämlich das der Patient*innensicherheit nötig ist, welches ein Fehlerbewusstsein und eine Fehlerkultur beinhaltet, um Risiken zu identifizieren und Fehlern vorzubeugen (Institute of Medicine, 2001). Die World Health Organisation verdeutlicht bereits im „Mustercurriculum Patientensicherheit der Weltgesundheitsorganisation: Multiprofessionelle Ausgabe“ (World Health Organisation, 2011, zitiert in Charité, 2018) die Bedeutung der Patient*innensicherheit in der Ausbildung zukünftiger Personen im Gesundheits- und Krankenversorgungsbereich. Um die Studierenden der Gesundheits- und Krankenpflege im Rahmen des Bachelorstudiums hinsichtlich Patient*innensicherheit, insbesondere Fehlerkultur und Fehlerbewusstsein zu sensibilisieren, kann das interaktive Lernkonzept des „Room of horrors“ in unterschiedlicher Weise eingesetzt werden.

Beschreibung des Projekts

Im Rahmen des Bachelorstudiums Gesundheits- und Krankenpflege wird in der Lehrveranstaltung „Praktikum 4 – Einführung und Reflexion“ das Lernkonzept „Room of horrors“ umgesetzt. Dabei werden die Studierenden gruppenweise mit einem Patient*innenfall im Sinne einer Dienstübergabe konfrontiert und anschließend in einen präparierten Funktionsraum geschickt. Der Raum gleicht einem Krankenhauszimmer und die Szene ist auf den Patient*innenfall abgestimmt. Innerhalb dieser finden sich potenzielle Gefahrenquellen für den*die Patienten*in. Die Aufgabe der Studierenden besteht darin, die Gefahren zu erkennen und zu dokumentieren. Im Rahmen eines Debriefings werden die Fehler und Gefahren gemeinsam mit den Studierenden reflektiert und diskutiert.
Darüber hinaus wird das Lernkonzept, bei dem aus Fehlern gelernt wird, nicht nur als Lehrmethode, sondern auch als Prüfungsmethode genutzt. Im Rahmen der Lehrveranstaltung „Pflege im Kontext mit Diagnostik und Therapie 1“ werden „Mini-Room of horrors“ in der Lehrveranstaltung etabliert. Hierbei handelt es sich um fehlerbehaftete Bilder zur Vorbereitung, Durchführung und Nachbereitung von Interventionen. Nachdem die Studierenden über diese Form der Prüfungsmethode informiert wurden, werden sie bei der praktischen Prüfung mit fehlerbehafteten „Mini-Szenerien“ konfrontiert. Es ist ihre Aufgabe, die in der Prüfung vorgegebene fehlerhafte Szenerie kritisch zu betrachten und Fehler sowie potenzielle Gefahren zu identifizieren.

Kritische Reflexion

Fraglich ist, inwieweit die Studierenden eine langfristige Fehlerkultur und Fehlerbewusstsein entwickeln. Obwohl die Studierenden gezielt darauf vorbereitet und konkret aufgefordert werden, die Lehr- oder Prüfungssituation auf Fehler hin zu betrachten, kann nicht abschließend festgestellt werden, ob ihnen die potenziellen Gefahren auch ohne Fokus auf die Identifikation bewusst werden. Dennoch stellt die kreative Etablierung von „Room of horrors“ in unterschiedlichen Formen, eine von den Studierenden rückgemeldete spielerische Möglichkeit dar, sich für Themen der Patient*innensicherheit zu sensibilisieren.

Ausblick

Aufgrund der kreativen Umsetzungsmöglichkeiten des Lernkonzeptes soll dies in unterschiedlichen Lehrveranstaltungen Eingang finden. Beispielsweise kann eine Etablierung in Lehrveranstaltungen des Pflegeprozess im Sinne des problemorientierten Lernens erfolgen. Überlegenswert scheint auch die Studierenden im ersten Studienjahr mittels gezieltem Einsatz des „Room of horrors“ in Lehrveranstaltungen hinsichtlich Fehlerkultur und Fehlerbewusstsein zur sensibilisieren und sie in höheren Semestern ohne Fokussierung darauf mit potenziellen Gefährdungen zu konfrontieren.
Eine weitere zukunftsträchtige Etablierungsmöglichkeit stellt die Umsetzung des Lernkonzepts mittels VR dar (Bracq et al., 2021). Der Einsatz im Online-Format hat sich aufgrund von Covid-19 ebenfalls bewährt (Mascarenhas et al., 2023).

Literatur

  • Bracq, M.-S., Michinov, E., Le Duff, M., Arnaldi, B., Gouranton, V., Jannin, P. (2021). Training situational awareness for scrub nurses: Error recognition in a virtual operating room. Nurse Edu-cation in Practice, 53(11). doi: 10.1016/j.nepr.2021.103056
  • Charité – Universitätsmedizin Berlin (2018, März 2024). Mustercurriculum Patientensicherheit der Weltgesundheitsorganisation. Multiprofessionelle Ausgabe. Berlin: Charité – Universitätsmedizin Berlin. Retrieved from https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/44641/9789241501958-ger.pdf?sequence=41&isAllowed=y&ua=1
  • Institute of Medicine (US) Committee on Quality of Health Care in America (2001). Crossing the quality chasm. A new health system for the 21st century Washington: National Acad. Press.
  • Mascarenhas, K., Irahola, M. C. D., Stein, A. L., Epstein, R. H., Araya, R., Fitzpatrick, M., Maga, J. M. (2023). A Novel Approach to the Room of Errors (ROE): A Three-Dimensional Virtual Tour Activity to Spotlight Patient Safety Threats. Cureus, 15(3). doi: 10.7759/cureus.36130
  • Panagioti, M., Khan, K., Keers, R. N., Abuzour, A., Phipps, D., Kontopantelis, Bower, P., Camp-bell, S., Haneef, R., Avery, A., Ashcroft D. (2019). Prevalence, severity, and nature of preventa-ble patient harm across medical care settings: systematic review and meta-analysis. BMJ, 366l4185. doi: 10.1136/bmj.l4185
  • Runciman, B., Merry, A., Walton, M. (2007). Safety and ethics in healthcare: a guide to getting it right (1st ed.). Aldershot: Ashgate Publishing Ltd.
Beatrice Behne, Julia Kappel & Natalie Rupprecht
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