Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen
Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen
Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen
Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen

Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen

Poster | Raum: Flure im 2. OG

Referent:innen: Stina-Katharina Treseler & Prof. Dr. Sandra Tschupke, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Das growth Mindset gewinnt im öffentlichen Diskurs bereits seit einiger Zeit an Aufmerksamkeit und wird als Lösung für erfolgreiches Lernen postuliert. Dieser Beitrag hinterfragt diesen Trend unter Einbettung in (bildungs-)wissenschaftliche Diskurse und aktuelle Forschungserkenntnisse kritisch und zeigt gleichzeitig Potentiale und künftige Forschungsbedarfe auf.



Donnerstag, 26.09. | 16.00 - 17.30 Uhr | Posterbegehung: Hochschulprojekte / Forschungsprojekte |

 

Heuristische Annährung an das growth Mindset als Theorie für einen gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen

Referent:innen: Stina-Katharina Treseler & Prof. Dr. Sandra Tschupke, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Email: s.treseler@ostfalia.de


Einleitung

Veränderungsprozesse sind in der gesundheitsberuflichen Bildung allgegenwärtig und implizieren Affordanzen an das Bildungspersonal. Dabei stellt sich die Frage, wie transformative Prozesse begegnet werden muss, um diese nicht als Belastung wahrzunehmen, sondern als Wachstumschance. In diesem Kontext gewinnt die Theorie des growth Mindset vor allem im öffentlichen Diskurs an Bedeutung. Ungeklärt scheint dabei bisher, ob die Theorie des growth Mindset anschlussfähig an (bildungs-)wissenschaftliche Diskurse und/oder Forschungsergebnisse ist und inwieweit das growth Mindset für die gesundheitsberufliche Bildung nutzbar gemacht werden kann.

Hintergrund und Zielsetzung

Eine heuristische Annährung dessen, was es für den gestaltenden Umgang mit Veränderungsprozessen bedarf, wird in diesem Beitrag auf der Grundlage der Forschung und Publikation rund um Carol Dweck (u.a. 2023) entwickelt. In ihrer Arbeit unterscheidet sie zwei Arten impliziter Theorien, welche den Umgang mit Herausforderungen beeinflussen. Im öffentlichen Diskurs sind diese als das growth und das fixed Mindset (u.a. St. Ange 2023) bekannt. Menschen mit einem fixed Mindset gehen davon aus, dass Intelligenz und andere Persönlichkeitsmerkmale unveränderlich und angeboren sind (Dweck 2023). Im Gegensatz dazu verstehen Menschen mit einem growth Mindset diese als durch Lernen und Training veränderbare Faktoren (ebd.). Wenn Herausforderungen auftreten, neigen Menschen mit einem fixed Mindset dazu, diese zu meiden und aufzugeben. Menschen mit einem growth Mindset nehmen Herausforderungen an und haben ein größeres Durchhaltevermögen (ebd.).

Die Theorie des growth und fixed Mindsets hat in den letzten Jahren vor allem im Bereich der sozialen Medien große Aufmerksamkeit erfahren (z.B. St. Ange 2023). Hier wird vor allem dieTrias von dem Mindset der Lehrperson, dem Mindset der:s Lernenden sowie dem Vermögen zu Lernen und mit Herausforderungen umzugehen aufgezeigt.

Vor dem dargestellten Hintergrund ergibt sich einerseits die Frage, inwieweit die Theorie des growth und fixed Mindsets bereits in der (bildungs-)wissenschaftlichen Literatur und Forschung aufgegriffen worden ist und welche Erkenntnisse im deutsch- und englischsprachigen Raum zum Thema (noch nicht) vorliegen. Andererseits stellt sich die Frage, welche Potentiale aus der Theorie des growth Mindsets für die gesundheitsberufliche Bildung nutzbar gemacht werden können.

Methoden und Ergebnisse

Zur Beantwortung der ersten Frage wurde zunächst mittels der Schneeballmethode englisch- und deutschsprachige Fachliteratur recherchiert sowie graue Literatur ab 1995 einbezogen. Ergänzt wurde die Suchstrategie durch eine systematische Literaturrecherche in Anlehnung an Nordhausen und Hirt.

Erste Ergebnisse zeigen, dass die Mindsettheorie vor allem im englischsprachigen Raum bis 2016 verfolgt wurde. Hier lag der Fokus auf der empirischen Bildungsforschung im Schulbereich und später im universitären Umfeld (u.a. Yaeger et al. 2016). Im deutschsprachigen Raum gibt es nur wenig Suchergebnisse. Oft sind es einzelne Hochschulstandorte und/oder Fachbereiche, welche Übertragungsbemühungen der Mindsettheorie anstreben (z.B. Goldhorn et al. 2021).

Um die Frage nach den Potentialen der Mindsettheorie zu beantworten, wurde die systematische Literaturrecherche durch eine explorative Untersuchung bei Erstsemesterstudierenden des Masterstudiengangs Berufspädagogik für Gesundheitsberufe an der Ostfalia Hochschule ergänzt. Dazu wurden in Anlehnung an die Veröffentlichung von Dweck (2023) eine Aussage und fünf Szenarien entwickelt. Für die Szenarien wurden jeweils zwei mögliche Reaktionen auf Grundlage des fixed und growth Mindsets beschrieben, zwischen welchen sich die Studierenden entscheiden konnten. Im Anschluss an diese Befragung erfolgte ein theoretischer Input zu dem fixed und growth Mindset sowie zwei Reflexionsfragen, welche im Plenum beantwortet wurden.

Die Ergebnisse der Befragung zeigen zunächst, dass ein Großteil der Studierenden (19 von 27) zustimmen, dass Intelligenz veränderbar ist, was ein Kerngedanke des growth Mindsets darstellt. Mittels der Erhebung der unterschiedlichen Reaktionsmöglichkeiten auf die fünf Szenarien zeigte sich jedoch auch, dass die Studierenden nicht einem festen Mindset-Typ zuzuordnen sind. Je nach inhaltlicher Rahmung der Szenarien gab es Unterschiede in der Reaktion.

Die Reflexionsfragen, welche im Plenum diskutiert wurden, erfragten zum einen, was sich in Lehr-Lern-Situationen ändern, um ein growth Mindset zu fördern und zum anderen, welche Rolle dabei das individuelle Mindset spielt.

Die kumulierten und paraphrasierten Ergebnisse aus dem Plenum zeigen, dass nach Meinung der Studierenden ein Raum geschaffen werden muss in dem Fehler erlaubt sind. Sie sprechen an, dass die eigene Sozialisation und kulturelle Aspekte beim Lernprozess mitgedacht werden müssen. Sie sehen es weiterhin als wichtig an, die Glaubenssätze aus der Kindheit offenzulegen und den Schüler*innen Erfolge aufzuzeigen. Bei der Frage nach der Rolle ihres eigenen Mindsets erklären sie, dass das Mindset unterbewusst im Unterricht präsent ist und indirekten Einfluss auf die Unterrichtsgestaltung hat. Mit einem growth Mindset habe man als Lehrperson einen anderen Blick auf die Schüler*innen und vermittele die Zuversicht, dass diese alles lernen und über sich hinaus wachsen können. Während Lehrkräfte mit einem fixed Mindset eher glauben, dass „(...) einer eh nichts kann“.

Diskussion und Ausblick

Das growth Mindset findet in der deutschsprachigen Forschung bisher wenig Beachtung. Hermeneutisch betrachtet kann es aber ein Ansatz sein, wie Lehrpersonen den Veränderungen und den damit oft verbundenen Hindernissen produktiv begegnen können.

Die Befragung der Masterstudierenden zeigt, dass die Studierenden nicht dem einen oder anderem Mindset-Typ nach Dweck (2023) entsprechen. Daher bleibt fraglich, inwieweit das theoretisch-dogmatische Konstrukt trägt. Gleichwohl zeigt sich aus der Diskussion mit den Studierenden, dass die Theorie u.a. Impulse für die eigene professionelle Haltung geben kann und ggf. auch hilft, das Verhalten anderer Akteur*innen im Schulalltag zu erklären.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Mindset von Lehrpersonen in der gesundheitsberuflichen Bildung ein Forschungsdesiderat darstellt, welches auf der einen Seite eine hohe Anschlussfähigkeit an die Praxis aufweist und auf der anderen Seite einer Fundierung bedarf, welche in den populärwissenschaftlichen Beiträgen derzeit wenig gegeben ist.

Literatur

  • Dweck, C. (2023). Selbstbild: Wie unser Denken Erfolge oder Niederlagen bewirkt (6. Auflage). München: Piper.
  • Goldhorn, L., Wilhelm, T., & Spatz, V. (2021). Das physikbezogene Growth Mindset bei Schüler*innen fördern. PhyDid B, Didaktik der Physik, Beiträge zur DPG-Frühjahrstagung. (2021), 5 S.
  • St. Ange, C. v. (2023). Alles ist schwer, bevor es leicht ist: Wie Lernen gelingt. rororo. Hamburg: Rowohlt Taschenbuch Verlag.
Stina-Katharina Treseler & Prof. Dr. Sandra Tschupke
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