Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung
Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung
Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung
Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung

Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung

Poster | Raum: Flure im 2. OG

Referent:innen: Jennifer Bliersbach & Anne Lanius, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf

Ziel des Forschungsprojekts ist es, ein verbessertes Verständnis für die inneren Prozesse der Auszubildenden zu erhalten und Lehrenden Impulse für die Gestaltung und Optimierung des simulationsbasierten Unterrichts zu geben.



Donnerstag, 26.09. | 14.00 - 15.30 Uhr | Posterbegehung: Praxisprojekte |

 

Das Erleben von Auszubildenden während Simulationen in der generalistischen Pflegeausbildung

Referent:innen: Jennifer Bliersbach & Anne Lanius, Fliedner Fachhochschule Düsseldorf
Email: jenni.bliersbach@gmail.com


Einleitung

Mit der Einführung der generalistischen Pflegeausbildung (2020) hat die Fachkommission erstmals simulationsbasierten Unterricht in den Rahmenplänen verankert. In internationalen Studien konnte nachgewiesen werden, dass simulationsbasierter Unterricht positiven und negativen Einfluss auf Lernende haben kann. Die ausgelösten Emotionen beeinflussen den Verlauf des Lernprozesses sowie die Lernmotivation der Auszubildenden (Madsgaard, Smith-Strøm, Hunskår, & Røykenes, 2022). Die systematische Literaturrecherche im Rahmen des studentischen Forschungsprojekts ergab, dass im berufsbildenden Bereich nur empirische Evidenz zu Simulationserfahrungen von Studierenden aus verschiedenen Bereichen des Gesundheitswesens vorliegt, u.a. Madsgaard et al. (2022), die die Simulationserfahrung von Pflege Studierenden untersuchten. Die Zielgruppe der Pflegeauszubildenden fand in diesem Zusammenhang bisher keine Betrachtung und wird in diesem Forschungsprojekt aufgenommen.

Hintergrund und Zielsetzung

Das Ziel des Forschungsprojekts ist es, ein verbessertes Verständnis für die inneren Prozesse der Auszubildenden zu erhalten und Lehrenden Impulse für die Gestaltung und Optimierung des simulationsbasierten Unterrichts zu geben. Das Erleben von Simulationen ist durch Einflussfaktoren geprägt, die bei der Planung und Durchführung von praxisorientierten Lehr- und Lerneinheiten berücksichtigt werden sollten. Darüber hinaus soll ein Zusammenhang zwischen dem Simulationserleben der Auszubildenden und ihrer Leistungsmotivation untersucht werden. Lern- und Leistungsmotivation entsteht, wenn sich Lernende einer Herausforderung stellen. Diese werden sowohl durch die Freude an der Tätigkeit selbst als auch durch die Emotionen, die bei deren Bewältigung entstehen, gefördert (Brandstätter, Schüler, Puca, & Lozo, 2018). Demnach werden Herausforderungen insbesondere aus intrinsischen Motiven gesucht (Rheinberg & Vollmeyer, 2019). Somit ist die Betrachtung der Lern- und Leistungsmotivation von großer Bedeutung für die Planung, Organisation und Evaluation des simulationsbasierten Lernens.

Methoden

Es wurden zwei leitfadengestützte Fokusgruppeinterviews mit 4-5 Teilnehmenden durchgeführt (Vogl, 2019). Die Methode des qualitativen Interviews wurde gewählt, da sie gut geeignet ist, um Emotionen zu erfragen. Die Teilnehmenden befanden sich zum Zeitpunkt des Interviews im letzten Drittel ihrer Ausbildung und sammelten vorher erste Erfahrungen mit Simulationen. Die Transkription erfolgte nach Dresing & Pehl (2018). Die Auswertung der gewonnenen Daten erfolgte mittels einer inhaltlich strukturierten, qualitativen Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) und konnte u.a. in die Kategorien Lernmotivation und Emotion, unter Verwendung der Software MAXQDA, geordnet werden.

Ergebnisse

Insgesamt wurden elf verschiedene Emotionen identifiziert, die den Ergebnissen der Literaturrecherche entsprechen, aber in diesem Forschungsprojekt einen weiteren, detaillierten Einblick ermöglichen. Diese wurden zur besseren Darstellung in positive und negative Emotionen unterschieden. Am häufigsten wurde die Emotion Sicherheit, im Hinblick auf das praktische Handeln genannt. Die meistgenannte negative Emotion ist Nervosität. Diese zeigte sich vor allem in der Phase des Debriefings und der Simulation selbst. Die Ergebnisse der Simulation wurden anhand einer Videoanalyse evaluiert. Hier wurde Aufregung durch Scham abgelöst. Die Auszubildenden reflektierten ihr Verhalten erstmalig in dieser Form und schämten sich zum Beispiel für ihr Verhalten oder ihre Wortwahl. Durch die Videoanalyse wird die Selbstreflexion unterstützt und ein nachhaltiger Lernerfolg tritt bei den Auszubildenden ein. Gelingt es, in der Simulation eine Verbindung zwischen Theorie und Praxis, sowie eine Relevanz des Gelernten herzustellen, ist eine Steigerung der Lernmotivation zu erwarten. Eine verminderte Lernmotivation ergab sich aus der Vorbereitungsphase, in der sich die Auszubildenden mehr Unterstützung gewünscht hätten. Während der Durchführung kam es zu einem Mangel an Professionalität und Ernsthaftigkeit, da die Simulierenden durch die Lernenden gestellt werden mussten. V.a. stand das Empfinden von Frust im Vordergrund. Die Auszubildenden honorierten die sichere Lernatmosphäre, welche durch das Ausbleiben der Benotung maßgeblich beeinflusst wurde. Bestärkt wird dies durch die untergeordnete Rolle von Angst. Hier findet sich ein entscheidender Unterschied zur bisherigen Studienlage. Diese Emotion wurde einer Gruppe von Lernenden mit Migrationshintergrund und Sprachbarrieren zugeordnet. Die Lernenden betonten, dass Ihnen Simulationen und Lernsequenzen im Simulationszentrum Spaß bereiten. Das Zusammenspiel der benannten Kategorien bildet die Grundlage für einen erfolgreichen Theorie-Praxis-Transfer. Die fünfte Kategorie wurde als allgemeine Beurteilung benannt. Hier beschrieben die Auszubildenden Verbesserungsvorschläge für folgende Simulationen sowie ihr eigenes Verhalten, beispielsweise die Interaktion mit den Simulierenden.

Diskussion und Ausblick

Es konnten nahezu alle Forschungsfragen zufriedenstellend beantwortet werden. Die Lernenden konnten jedoch nicht klar benennen, ob die Simulation ihre Lernmotivation im Wesentlichen steigert oder nicht. Durch die qualitative Erhebung sollte ein verbessertes Verständnis für die inneren Prozesse der Auszubildenden geschaffen und den Lehrenden Impulse für die Gestaltung und Optimierung des simulationsbasierten Unterrichtes gegeben werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass insbesondere die Selbstreflexion im Debriefing einen nachhaltigen Lernerfolg bei den Auszubildenden fördert. Sobald der Theorie-Praxis-Transfer mit der Relevanz des Gelernten verbunden wird, ist eine gesteigerte Lernmotivation zu erwarten. Dem gegenüber steht die verminderte Lernmotivation, die aus der Vorbereitungsphase resultiert. An dieser Stelle würden sich die Auszubildenden mehr Unterstützung wünschen. Während der Durchführung kommt es teilweise zu einem Mangel an Professionalität und Ernsthaftigkeit, da die Simulierenden durch die Lernenden dargestellt werden müssen. Auszubildende verbinden das Simulationszentrum mit einem sicheren Ort, an dem sie theoretisch gelernte Inhalte praktisch einüben können – insbesondere dann, wenn eine Benotung ausbleibt. Anders als in bisherigen Studien spielt die Emotion Angst eine untergeordnete Rolle.
Auf Grundlage der Ergebnisse konnte weiterer Forschungsbedarf identifiziert werden. Hier lässt sich zum Beispiel die vertiefte Untersuchung des Erlebens einer Videoanalyse nennen. Limitierend ist zu erwähnen, dass dieses studentische Forschungsprojekt im Sinne des qualitativen Forschungsansatzes keine repräsentativen Ergebnisse als Zielsetzung hatte, aber dennoch einen Einblick in das Erleben im Rahmen von Simulationen in der Pflegeausbildung zulässt.

Literatur

  • Brandstätter, V., Schüler, J., Puca, R. M., & Lozo, L. (2018). Motivation und Emotion (2. Aufl.). Springer.
  • Dresing, T., & Pehl, T. (2018). Praxisbuch Interview, Transkription & Analyse: Anleitungen und Regelsysteme für qualitativ Forschende (8. Auflage). Marburg: Eigenverlag.
  • Kuckartz, U. (2018). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung (4. Auflage). Weinheim Basel: Beltz Juventa.
  • Madsgaard, A., Smith-Strøm, H., Hunskår, I., & Røykenes, K. (2022). A rollercoaster of emotions: An integrative review of emotions and its impact on health professional students’ learning in simulation-based education. Nursing Open, 9, 108–121. https://doi.org/10.1002/nop2.1100
  • Rheinberg, F., & Vollmeyer, R. (2019). Motivation (9.). Stuttgart: Kohlhammer.
  • Vogl, S. (2019). Gruppendiskussion. In: Baur, N., Blasius, J. (eds) Handbuch Methoden der empirischen Sozialforschung. Springer VS, Wiesbaden. https://doi.org/10.1007/978-3-658-21308-4_46
Jennifer Bliersbach & Anne Lanius
Als Favorit gespeichert

Diese Webseite verwendet Cookies

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.