Video-Debriefing in der Notfallsanitäter:innen-Ausbildung – Curriculare Integration unter fachdidaktischen Prinzipien
Video-Debriefing in der Notfallsanitäter:innen-Ausbildung – Curriculare Integration unter fachdidaktischen Prinzipien

Video-Debriefing in der Notfallsanitäter:innen-Ausbildung – Curriculare Integration unter fachdidaktischen Prinzipien

Poster  | Raum: Flure im 2. OG

Referent:innen: Janine Klänelschen, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften

Die Posterpräsentation widmet sich der curricularen Integration von Video-Debriefing als Unterrichtsmethode in die Notfallsanitäter:Ausbildung. Um Vorteile gewinnbringend einzusetzen und Nebenwirkungen zu reduzieren, wurden fachdidaktische Prinzipien für die Integration erarbeitet.



Donnerstag, 26.09. | 11.15 - 12.45 Uhr | Posterbegehung: Virtual Reality, IT und digitale Kompetenzen |

 

Video-Debriefing in der Notfallsanitäter:innen-Ausbildung

Curriculare Integration unter fachdidaktischen Prinzipien

Referent:innen: Janine Klänelschen, Ostfalia Hochschule für angewandte Wissenschaften
Email: nine.klaenelschen@gmx.de


Einleitung

Das Anforderungsprofil von Notfallsanitäter:innen wird durch gesetzliche Erweiterungen, Veränderungen im Gesundheitswesen und der Notfallversorgung, steigende Einsatzzahlen, Einsätze mit untypischen Aufgabenspektrum sowie Fortschritt in Medizin und Technik stetig umfangreicher und verlangt weitreichende Kompetenzen. Aus Kompetenzbeschreibungen und rechtlichen Vorgaben lässt sich konstatieren, dass vor allem die Personalkompetenz der Notfallsanitäter:innen gefordert ist. Für die angemessene Bewältigung von beruflichen Aufgaben und Situationen im Rettungsdienst ist Reflexionsfähigkeit unabdingbar und die Entwicklungen zeigen, wie bedeutsam Erwerb und Erweiterung der eigenen Reflexionsfähigkeit für Notfallsanitäter:innen sind.
Hintergrund und Zielsetzung
In der berufspädagogischen Praxis stellt sich die Frage, wie die Reflexionsfähigkeit der Notfallsanitäter:innen aufgebaut und gefördert werden kann. Nachdem die Digitalisierung in den letzten Jahren vorangetrieben wurde, steht eine Vielzahl an medialen Möglichkeiten zur Verfügung. In verschiedensten Bereichen, wie der Medizin oder der Lehrer:innen-Bildung, wird seit einigen Jahren regelhaft mit Video-Aufzeichnungen beruflicher Handlungen gearbeitet. Aus den Ergebnissen vorangegangener Forschungen lässt sich die These ableiten, dass die Integration von Video-Aufzeichnungen in
Reflexionsgespräche die Selbstreflexion verbessern kann. Ziel der zugrunde liegenden Untersuchung war es, zu erheben, welche Effekte Notfallsanitäter:innen-Auszubildende bei der Integration von Video-Aufzeichnungen in die Fallnachbesprechungen (Video- Debriefing) erleben. Aus den Untersuchungsergebnissen wurden fachdidaktische Prinzipien für die konkrete Umsetzung der Methode sowie der Integration in das Curriculum der Ausbildung abgeleitet.

Methoden

Im Jahr 2023 wurde daraufhin eine qualitative empirische Studie durchgeführt. Für die explorativen Expert:innen-Interviews wurde ein teilstrukturierter Leitfaden auf Basis eines deduktiven Kategoriensystems entwickelt. Es erfolgten fünf Interviews mit Auszubildenden einer Notfallsanitäter:innen-Schule in Niedersachsen. Es erfolgte eine deduktiv-induktive Auswertung mittels inhaltlich-strukturierender Inhaltsanalyse. Die Ergebnisse boten anschließend die Grundlage für die Erarbeitung fachdidaktischer Prinzipien für die Umsetzung und Integration der Methode in die Ausbildung.

Ergebnisse

Zusammenfassend konnten die Ergebnisse zeigen, dass die Integration von Video-Aufzeichnungen in das Debriefing bei den NotSan-Auszubildenden ein breites Spektrum an Emotionen hervorruft. Neben dem Anstoß von Reflexionsprozessen, Bedeutsamkeitszuschreibungen und einer Motivationszunahme ist die Berücksichtigung der Erzeugung von negativen Gefühlen zentral. Die identifizierten lernförderlichen Faktoren des Video-Debriefings, darunter die Verbesserung der Nachvollziehbarkeit, die Perspektiverweiterung und das erneute Erleben der Situation, tragen maßgeblich zu einer besseren Verständlichkeit und zur positiven Wirkung der Methode bei. Mit der gewählten Umsetzung war es möglich, eine geringe Beeinflussung der NotSan-Auszubildenden durch die Aufzeichnungen zu erreichen, die die lernförderlichen Effekte in den Vordergrund rücken ließen. Als wichtigste Lerneffekte manifestierten sich die verbesserte Selbstreflexion und ein verstärktes Bewusstsein für die eigene Selbstwirksamkeit. Zusätzlich ergaben sich die Effekte, dass die Teamarbeit durch die lernförderlichen Faktoren verbessert wird und die eigene Außenwirkung noch besser nachvollzogen werden kann. Dazu kommen positive Auswirkungen auf die Feedbackkultur im Team, in der Lerngruppe und mit den Lehrkräften.

Diskussion und Ausblick

Die Ergebnisse zeigten deutlich, welchen Mehrwert die Methode haben kann und welche Nebenwirkungen sie gleichzeitig mit sich bringt. Dies wurde zum Anlass genommen, um in einem weiteren Schritt konkrete Prinzipien zur Umsetzung zu erarbeiten. Die bewusste Reduktion der negativen Gefühle durch transparente und reflektierte Vorgehensweisen ist von entscheidender Bedeutung, um das volle Potenzial des Video-Debriefings auszuschöpfen. Die Ergebnisse betonen die Bedeutung einer klaren Kommunikation seitens der Lehrkraft über die ethischen und datenschutzrechtlichen Bedingungen und die Entscheidungskriterien für die Auswahl der Video-Sequenzen im Debriefing. Transparenz und Klarheit in diesem Bereich sind von zentraler Bedeutung, um mögliche Unsicherheiten seitens der Lernenden zu minimieren. Ergeben hat sich außerdem, dass mit geringen finanziellen Mitteln eine effektive Umsetzung möglich ist, jedoch der notwendige Zeitansatz in der Unterrichtsplanung bedacht werden muss und eine ausreichend hohe digitale Kompetenz bei der durchführenden Lehrkraft vorhanden sein muss. Das Video-Debriefing hat sich als eine vielversprechende Methode präsentiert, die Potenziale mit sich bringt, die Selbstreflexion im Fallbeispieltraining am Lernort Schule in der NotSan-Ausbildung bei bewusstem Einsatz der Methode zu fördern. Die Umsetzung der Prinzipien und Kriterien wäre ein nächster Ansatzpunkt für weitere Untersuchungen, um die Wirksamkeit dieser längerfristig zu evaluieren. Besonders der Fortschritt der Technologie und die daraus folgende Erweiterung an Möglichkeiten zur Umsetzung sind Anlass für die nähere Betrachtung des Themas.

Janine Klänelschen
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