Einsatz von Virtual Reality in der Pflegeausbildung

Einsatz von Virtual Reality in der Pflegeausbildung

Referent:innen: Dr. Karoline Schermann & Prof. Dr. Daniela Deufert, UMIT TIROL – Private Universität für Gesundheitswissenschaften und -technologie
Email: karoline.schermann@umit-tirol.at

Einleitung

Lehrende in der Gesundheits- und Krankenpflege stehen ständig vor der Herausforderung, innovative Lehr- und Lernmethoden zu finden, die die Studierenden durch jede Phase ihrer Bildungsreise führen. Das Hauptziel der Pflegeausbildung ist es, die Anwendung theoretischen Wissens in der klinischen Praxis zu fördern (Fealy et al., 2019). Die VR-Simulation ermöglicht ein repetitives, praktisches Training, um die kognitive Kompetenz und die Handlungskompetenz bei Studierenden zu entwickeln (Dubovi et al., 2017) und kann diesen auch die Möglichkeit geben, Fähigkeiten und Fertigkeiten in einer sicheren Umgebung zu üben, ohne direkten Kontakt zu den Patientinnen und Patienten bzw. möglichem Gefährdungspotential (Weiner et al., 2019).

Hintergrund und Zielsetzung

In kritischen Situationen, insbesondere bei Notfällen effektiv und angemessen zu reagieren, ist ein wesentlicher Bestandteil der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung. Während die Auszubildenden in den Praktika wertvolle Erfahrungen für ihre zukünftige berufliche Tätigkeit sammeln können und das theoretisch Gelernte anwenden können, ist das Erlernen von Fähigkeiten und Fertigkeiten in Notfallsituationen meist nur eingeschränkt möglich. Skill Labs bieten zwar ein intensives Notfalltraining an, dies ist aber häufig mit einem hohen Einsatz von Ressourcen verbunden. Durch die Integration von VR kann das selbstgesteuerte ressourcenschonende Lernen in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung gefördert werden.
Ziel des internationalen Forschungsprojekts mit Projektpartner aus Deutschland, Lettland, Litauen und Schweden war es den Einsatz von VR für die Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung zu testen und zu evaluieren. Darüber hinaus hatte das Forschungsprojekt zum Ziel, Schulungsprogramme für Lehrpersonen in der Gesundheits- und Krankenpflege zu entwickeln, um diese für den Einsatz von VR in ihren Lehrveranstaltungen vorzubereiten.

Methoden

Aufbauend auf den Ergebnissen aus Fokusgruppeninterviews mit Lehrpersonen in der Gesundheits- und Krankenpflege zum Einsatz von VR in der Ausbildung wurden Themenfelder definiert, in welchen eine ergänzende Anwendung von VR zusätzlich zum herkömmlichen Lehrangebot als sinnvoll erachtet wurde. Zu diesen Themenfelder wurden VR-gestützte Kurse für Auszubildende in der Gesundheits- und Krankenpflege entwickelt. Diese wurden in Ausbildungseinrichtungen für Gesundheits- und Krankenpflege von den Projektpartnern in Litauen und Lettland in die Pflegeausbildung implementiert und evaluiert. Darüber hinaus wurden Schulungsprogramme sowie ein Handbuch mit Empfehlungen für Lehrpersonen entwickelt, die VR-Szenarien als ergänzende didaktische Methode in ihre Lehrveranstaltung aufnehmen möchten. Im Rahmen des Forschungsprojekts wurden auch diese Schulungsprogramme evaluiert.

Ergebnisse

Im Rahmen des Projekts wurden zwei Szenarien für den Einsatz in der Gesundheits- und Krankenpflege entwickelt:
Szenario eins simuliert einen typischen Tag in der Rolle einer Pflegeperson in einer Notaufnahme und umfasst Hygienemaßnahmen, Patientenkommunikation, Bedienung medizinischer Geräte und das Führen von Notfallprotokolle. Das Hauptziel besteht darin, diese Verantwortlichkeiten fehlerfrei zu bewältigen.
Szenario zwei simuliert eine Interaktion mit Patientinnen und Patienten, die in der Notaufnahme aufgenommen werden. Aufgabe ist es einen effektiven Dialog zu führen und entsprechende Fragen zu stellen, um mehr Details über den Zustand der Patientin / des Patienten zu erfahren. Durch das methodische Durchlaufen dieser Abschnitte kann eine systematische und effektive Lernerfahrung sichergestellt werden.
Darüber hinaus wurden für die beiden Szenarien zwei verschiedene Ausführungsmodi entwickelt:
Der geführte Modus ist förderlich für das Lernen, da Fehler gemacht werden können, jedoch stets Hinweise gegeben werden, warum eine Handlung falsch war. Durch Wiederholung tritt der gewünschte Lerneffekt ein.
Der Prüfungsmodus verbietet im Gegensatz dazu Fehler und entspricht dadurch einer realen Beurteilungssituation.
Unabhängig vom gewählten Modus erhalten die Auszubildenden nach Abschluss des Szenarios ein umfassendes Feedback zu ihrer Leistung, das sowohl richtige als auch falsche Aktivitäten beinhaltet.

Diskussion und Ausblick

Obwohl VR noch eine relativ neue Technologie ist, kann sie in der Gesundheits- und Krankenpflegeausbildung sinnvoll eingesetzt werden. Durch die Verbindung der virtuellen mit der realen Welt kann die bestehende Ausbildung verbessert werden, indem die Auszubildenden noch gezielter auf ihre zukünftigen praktischen Tätigkeiten vorbereitet werden. Durch den Einsatz von VR wird es den Auszubildenden ermöglicht, reale Erfahrungen auch für kritische und stressige Situationen zu sammeln, wodurch sie zusätzliche Fähigkeiten und Fertigkeiten erlangen.

Literatur

• Dubovi I., Levy A. T., Dagan E., 2017. Now I know how! The learning process of medication administration among nursing students with non-immersive desktop virtual reality simulation. Computers & Education. https://doi.org/10.1016/j.compedu.2017.05.009.
  
• Fealy, S., Jones, D., Hutton, A., Graham, K., McNeill, L., Sweet, L., Hazelton, M., 2019. The integration of immersive virtual reality in tertiary nursing and midwifery education: a scoping review. Nurse Education Today 79, 14–19.
  
• Weiner, E., Gordon, J., Rudy, S., McNew, R., 2019. Expanding Virtual Reality to Teach Ultrasound Skills to Nurse Practitioner Students. Studies in health technology and informatics, 264.