Digitale Kompetenzen für Digi-Manager:innen

Digitale Kompetenzen für Digi-Manager:innen

Evaluation eines Zertifikatskurses zur Ausbildung von Digitalisierungsbeauftragten in ambulanten, medizinischen Praxen

Referent:innen: Anne Mainz, Timo Neunaber, Universität Witten/Herdecke & Prof. Dr. Sven Meister, Universität Witten/Herdecke, Fraunhofer Institut für Software- und Systemtechnik ISST
Email: anne.mainz@uni-wh.de

Einleitung

Der Einsatz von digitalen Tools in der Patient:innenversorgung ist mit neuen Anforderungen an den Arbeitsalltag in der ambulanten medizinischen Versorgung verbunden. Insbesondere das nicht-medizinische Personal in den Praxen steht vor der Notwendigkeit, sich mit der Digitalisierung auseinanderzusetzen und digitale Kompetenzen zu entwickeln (Nazeha et al., 2020).

Hintergrund und Motivation

Um Kompetenzen zu schaffen, Zuständigkeiten zu etablieren und nachhaltige Strukturen in den Praxen zu implementieren, wurde in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) unter Beteiligung des Lehrstuhls für Gesundheitsinformatik der Universität Witten/Herdecke (LS GIF) und der Ärztekammer Westfalen-Lippe (ÄKWL) ein Zertifikatskurs zur Ausbildung von Digitalisierungsbeauftragten ins Leben gerufen. Dieser Kurs vermittelt Inhalte zu Datenschutz und -sicherheit, Informations- und Kommunikationstechnik, Telematikinfrastruktur und zur Erstellung einer Digitalstrategie. Insgesamt 100 „Digi-ManagerInnen“ absolvierten sowohl Online- als Präsenzmodule und wurden über einen Zeitraum von einem Jahr ausgebildet.

Methoden

Kursbegleitend wurde eine Messung des Kompetenzstandes mit drei Messzeitpunkten der Teilnehmer:innen durchgeführt und der Kurs inhaltlich evaluiert. Zur Erhebung des Kompetenzstandes wurden etablierte Fragebögen von Rachmani et al. (2020) und Kuek und Hakkennes (2020) verwendet, die Wissen und Fähigkeiten in Bezug auf digitale (Gesundheits-)Systeme auf einer Selbsteinschätzungsskala und Einstellungen diesen gegenüber erfassen. Die Evaluierung des Kurses erfolgte sowohl durch eine quantitative Bewertung einzelner Kursaspekte aber auch durch offene, qualitative Fragen.

Ergebnisse

Die Kompetenzmessungen verdeutlichen, dass die Digi-Manager:innen bereits mit einer hohen Selbsteinschätzung ihrer Kompetenz in den Kurs einstiegen und insbesondere in konkret adressierten Themenbereichen des Zertifikatskurses oder genutzten Ressourcen eine gesteigerte Wahrnehmung ihrer eigenen Kenntnisse oder ihres Selbstbewusstseins zeigten. In einzelnen Themenbereichen (Netzwerkkenntnisse) nahm die Selbstwahrnehmung der eigenen Kenntnisse im Vergleich zur Eingangsmessung allerdings stark ab. Der Kurs wurde von den Teilnehmer:innen über alle Bereiche hinweg (Betreuung/Gestaltung, Inhalte, Planung/Organisation, Webkonferenzsystem) sehr positiv bewertet.

Diskussion und Ausblick

Die Ergebnisse zeigen die hohe Zufriedenheit und Wirksamkeit der Fortbildungsmaßnahmen. Der Zertifikatskurs kann als Vorbild für weitere Maßnahmen des Kompetenzaufbaus für diese Zielgruppe dienen. Die Ergebnisse stoßen außerdem Diskussionen über die Eignung von Selbsteinschätzungsskalen für die Erhebung von Kompetenzen an.

Literatur

• Kuek, A., & Hakkennes, S. (2020). Healthcare staff digital literacy levels and their attitudes towards information systems. Health Informatics Journal, 26(1), 592–612. https://doi.org/10.1177/1460458219839613
• Nazeha, N., Pavagadhi, D., Kyaw, B.M., Car, J., Jiminez, G., & Tudor Car L. (2020). A Digitally Competent Health Workforce: Scoping Review of Educational Frameworks. J Med Internet Res, 22(11), e22706. https://doi.org/10.2196/22706
• Rachmani, E., Hsu, C.‑Y., Chang, P. W., Fuad, A., Nurjanah, N., Shidik, G. F., Ningrum, D. N. A., & Lin, M.‑C. (2020). Development and validation of an instrument for measuring competencies on public health informatics of primary health care worker (PHIC4PHC) in Indonesia. Primary Health Care Research & Development, 21, e22. https://doi.org/10.1017/S1463423620000018.