Second Victim Phänomen in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen
Second Victim Phänomen in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen

Second Victim Phänomen in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen

Vortrag | Raum: HS208

Referent:innen: Bianca Steinlechner-Pircher & Eva Maria Jabinger, fh gesundheit Innsbruck

Der vorliegende Beitrag gibt einerseits eine Definition und Beschreibung des Begriffes „Second Victim Phänomen“, setzt sich jedoch im Wesentlichen mit der Frage auseinander, ob und inwieweit Studierende in den nicht ärztlichen Gesundheitsberufen im Rahmen ihrer Ausbildung auf die Thematik vorbereitet werden, um im Falle von auftretenden Belastungsreaktionen nach einem unerwünschten Ereignis, schnell und gezielt Hilfsangebote in Anspruch zu nehmen.



Freitag, 27.09. | 11.00 -12.30 Uhr | Vorträge 1: Besondere Situationen |

 

Second Victim Phänomen in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen

Werden Studierende im Rahmen ihrer Ausbildung darauf vorbereitet?

Referent:innen: Bianca Steinlechner-Pircher & Eva Maria Jabinger, fh gesundheit Innsbruck
Email: bianca.steinlechner-pircher@fhg-tirol.ac.at


Einleitung

Das Second Victim Phänomen im Gesundheitswesen, definiert als das Auftreten von Belastungsreaktionen nach dem Eintritt eines unerwünschten Behandlungsergebnisses bei einer Patientin / eines Patienten verursacht durch Mitarbeiter:innen im Gesundheitswesen, fand seinen Ursprung im Risikomanagement und wird im organisationalen Kontext und berufsgruppenspezifisch immer umfassender untersucht. Ausgehend von der These, dass Second Victim Phänomen keine Seltenheit sind ist es aus unserer Sicht unerlässlich die Thematik bereits im Rahmen der Ausbildung zu integrieren, um die Studierenden bestmöglich auf die Berufspraxis und somit den Umgang mit derartigen Ereignissen vorzubereiten.

Hintergrund und Zielsetzung

Wer im medizinischen pflegerischen oder therapeutischen Feld arbeitet, kann bzw. wird im Laufe der Berufstätigkeit zumindest einmal vom Second Victim Phänomen betroffen sein bzw. damit in Berührung kommen (von Laue 2012). Die Prävalenz im angloamerikanischen Raum beträgt zwischen 10% und 43%, ebenso zeigen sich in den in Europa durchgeführten Studien, dass die Prävalenz auch hier als sehr hoch anzunehmen ist (Gatterer et al. 2024; Monteverde und Schiess 2017). Bis zu 80% der in einer Studie befragten Ärzte und Ärztinnen sowie Pflegekräfte in Österreich und Deutschland gaben an, selbst schon einmal Second Victim gewesen zu sein (Marung 2023). Drüber hinaus zeigen Studien, dass bis zu zwei Drittel all jener Personen, die ein Second Victim Phänomen erlitten haben, vorübergehende oder auch dauerhafte dysfunktionale Verarbeitungsmechanismen entwickeln (Waterman 2007, Burlison 2021). Bis zu 20% der Second Victims erholen sich nie ganz von diesem Vorfall (Gazoni 2012).
Eine durchgeführte Literaturrecherche zum Thema „Second Victims im Gesundheitswesen“ ergab, dass das Thema bislang im organisationalen Kontext von einigen Autoren und Autorinnen immer breiter untersucht wird. Hierzu wurden vom Aktionsbündnis Patientensicherheit bereits Handlungsempfehlungen für die Organisationen im Gesundheitswesen entwickelt (Strametz et al. 2020), jedoch finden sich im Zusammenhang mit der Verankerung innerhalb der Ausbildung in nicht ärztlichen Gesundheitsberufen bislang keine aussagekräftigen Untersuchungen.
Daher beschäftigt sich der vorliegende Beitrag neben der Definition der Begrifflichkeiten mit der Beantwortung der Frage, inwiefern Inhalte zum Second Victim Phänomen bereits in die
Curricula von Ausbildungen der nicht ärztlichen Gesundheitsberufe Einzug gefunden hat und weshalb es aus der Perspektive der Berufsfelddidaktik wichtig scheint, Studierende in den nicht ärztlichen Gesundheitsberufen bereits während ihrer Ausbildung mit der Thematik zu konfrontieren und sie dadurch auf den Umgang im Bedarfsfall vorzubereiten. Dies erscheint aufgrund der oben dargestellten Datenlage insbesondere wichtig, da das Erkennen eines Second Victim Phänomens auf der einen Seite und damit verbunden auch das Angebot von Unterstützung und der Entwicklung eigener Coping Strategien dabei eine wesentliche Rolle spielen.

Methoden

Um die Fragestellung adäquat beantworten zu können, wird ein 2-stufiges exploratives Untersuchungsdesign gewählt. In einem ersten Schritt wird eine schriftliche Befragung der Ausbildungseinrichtungen von nicht ärztlichen Gesundheitsberufen in Österreich durchgeführt. Damit wird erhoben, ob und inwieweit die Thematik in den Ausbildungen eine Rolle spielt bzw. in den Ausbildungen bereits verankert ist. Gleichzeitig werden vorliegende Ausbildungscurricula inhaltsanalytisch ausgewertet, um Indikatoren und Hinweise auf die Thematik sichtbar zu machen.
Um wesentliche Ergebnisse zu vertiefen sind zusätzlich Leitfadeninterviews zu spezifischen Untersuchungsergebnissen mit Studiengangsleitungen und oder Lehrenden der Bachelorstudien der nicht ärztlichen Gesundheitsberufe geplant.

Ergebnisse

Bis zum Einreichtermin des Abstracts ist das vorgestellte Projekt noch nicht abgeschlossen, daher können an dieser Stelle lediglich Hintergrund, Zielsetzung und Methodik dargestellt werden. Erste diskutierbare Ergebnisse liegen allerdings bis Ende August 2024 vor.

Diskussion und Ausblick

Wird nach Abschluss des Projektes nachgereicht.

Literatur

  • Gatterer, Christian; Krommer, Elisabeth; Ablöscher, Miriam; Klemm, Victoria; Rösner, Hannah; Strametz, Reinhard et al. (2024): Kollegiale Hilfe (KoHi) – Beschreibung des Interventionsprogramms zur Reduktion der Auswirkung belastender Arbeitssituationen im Sinne des Second-Victim-Phänomens bei patientennah tätigem Personal in der Klinik Hietzing, Wien, Österreich (KoHi-II-Studie). In: 74 (1), S. 26–32. DOI: 10.1007/s40664-023-00517-w.
  • Monteverde, Settimio; Schiess, Cornel (2017): Der Umgang mit „second victims“ als organisationsethische Aufgabe. In: Ethik Med 29 (3), S. 187–199. DOI: 10.1007/s00481-017-0439-7. Zbl Arbeitsmed
     
  • Strametz, Reinhard; Raspe, Matthias; Ettl, Brigitte; Huf, Wolfgang; Pitz, Andreas; Aktionsbündnis Patientensicherheit et al. (2020): Handlungsempfehlung zu Stärkung der Resilienz von Behandelnden und Umgang mit Second Victims im Rahmen der Covid-19-Pandemie zur Sicherung der Leistungsfähigkeit des Gesundheitswesens.
Bianca Steinlechner-Pircher & Eva Maria Jabinger
Als Favorit gespeichert

Diese Webseite verwendet Cookies

Wir verwenden Cookies, um Inhalte und Anzeigen zu personalisieren, Funktionen für soziale Medien anbieten zu können und die Zugriffe auf unsere Website zu analysieren. Außerdem geben wir Informationen zu Ihrer Verwendung unserer Website an unsere Partner für soziale Medien, Werbung und Analysen weiter. Unsere Partner führen diese Informationen möglicherweise mit weiteren Daten zusammen, die Sie ihnen bereitgestellt haben oder die sie im Rahmen Ihrer Nutzung der Dienste gesammelt haben.