PEPe – „Pflegediensthelferkurse als Einstieg in das Pflegestudium“
PEPe – „Pflegediensthelferkurse als Einstieg in das Pflegestudium“

PEPe – „Pflegediensthelferkurse als Einstieg in das Pflegestudium“

Vortrag | Raum: HS208

Referent:innen: Prof. Dr. Anja Katharina Peters & Florian Scheffel, Evangelische Hochschule Dresden

Im Vortrag werden Best Practice-Beispiele aus dem Praxistransferprojekt PEPe vorgestellt, das junge Männer in gender- und diversitätssensiblen Skills- und Simulationstrainings an den Studiengang und das Berufsfeld Pflege heranführt.



Donnerstag, 26.09. | 16.00 - 17.30 Uhr | Vorträge 1: Best Practice aus der Hochschullehre |

 

PEPe ‒ „Pflegediensthelferkurse als Einstieg in das Pflegestudium“

Junge Männer in Skills- und Simulationstrainings für die Pflege begeistern

Referent:innen: Prof. Dr. Anja Katharina Peters & Florian Scheffel, Evangelische Hochschule Dresden
Email: anja-katharina.peters@ehs-dresden.de


Einleitung

Pflegeberufe sind nach wie vor vielfach weiblich kodiert und mit Bildern einer weiblichen Fürsorgepraxis assoziiert. Das spiegelt sich in Lehrmaterialien für Pflegeberufe wider und erschwert neben beruflichen Geschlechterstereotypen, homophoben Vorurteilen und mangelnden Kenntnissen zu Pflegeberufen eine mögliche Identifikation junger Männer von sich als (zukünftig) Pflegefachmännern. Zusammen bilden diese Faktoren Barrieren für die Ausbildungs- und Studienwahl für Pflegeberufe von Schülern und jungen Männer. Die genannten Herausforderungen greift das Praxistransferprojekt PEPe als Ansatzpunkte für die Entwicklung gender- und diversitätssensibler Bildungsangebote sowie einer gezielt auf junge Männer ausgerichteten Zielgruppenansprache auf.

Hintergrund und Motivation

Im Jahr 2020 waren Statista zufolge 83% der sozialversicherungspflichtig in der Pflege Arbeitenden weiblich (nach Wenzel/Burgmeier/Bareither 2023). In einem vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt eruierte das Netzwerk Gesundheitswirtschaft Nordwest e.V., warum Männer seltener als Frauen einen Pflegeberuf ergreifen. („Modern Men Do Care“, ebd.) Sie identifizierten u.a. folgende Gründe:

  • Pflege ist historisch und im Kontext der geschlechtshierarchischen Arbeitsteilung weiblich kodiert (vgl. auch Wetterer 2017). Die mangelnde Sichtbarkeit männlicher Pflegefachpersonen macht es für junge Männer schwierig, sich mit dem Berufsfeld zu identifizieren.
  • Mangelnde Vorstellung bezüglich des Pflegeberufs über die Schultypen hinweg. 
  • Pflegefachpersonen werden in Lehrbüchern meistens von Frauen dargestellt. Auch das Lehrpersonal ist überwiegend weiblich/wird weiblich gelesen.
  • Geschlechterstereotype und homophobe Klischees führen dazu, dass sich Pflege-fachmänner immer wieder der Frage nach ihrer sexuellen Orientierung ausgesetzt sehen. „Dies spielt vor allem dann eine entscheidende Rolle, wenn sich Männer während der Entscheidungsfindung für einen Pflegeberuf in einem pflegefernen sozialen Umfeld befinden“ (Wenzel/Burgmeier/Bareither 2023, S. 8).

Im genannten und vom Bundesministerium für Gesundheit geförderten Projekt „Modern Men Do Care“ wurden konkrete Ansatzpunkte identifiziert, die eine (hochschulische) Ausbildung in der Pflege für junge Männer vorstellbar machen:

  • positive Erfahrungen in der Jugend,
  • Sichtbarkeit männlicher Lehrpersonen,
  • genderneutrale Lehrmaterialien. (vgl. Wenzel/Burgmeier/Bareither 2023)

Studien aus dem Zivildienst (vgl. Lempp 2011) haben gezeigt, dass die Einbindung in eine homosoziale Gruppe eine habituelle Sicherheit bieten kann, die es den jungen Männern erleichtert, sich mit fürsorglichen Praxen auseinanderzusetzen und diese in ihre Männlichkeitskonstruktionen zu integrieren. Das Projekt PEPe wurde auf Grundlage dieser Einflussfaktoren entwickelt. Übergeordnetes Ziel ist der Abbau der zuvor definierten Barrieren, die einen Einstieg männlicher Jugendlicher in das Pflegestudium erschweren. Weitere Projektziele sind die Analyse von Lehrmaterialien unter genderreflexiver Perspektive und daraus abgeleitet die Entwicklung zielgruppenspezifischer, genderneutraler und diversitätssensibler Ansprachen für Berufsinteressierte.

Beschreibung des Projekts

Mit dem Projekt PEPe werden Schüler und junge Männer in der Berufsorientierungsphase durch Pflegediensthelferkurse und unterrichtsergänzende Schülerlabore in einem geschlechtshomogenen Lernumfeld zum Reflektieren ihrer eigenen geschlechtsbezogenen Stereotype in Bezug auf den Pflegeberuf angeregt und an das Berufsfeld herangeführt.

Dazu bietet das Projekt in verschiedenen Lernszenarien die Gelegenheit, wissenschaftsgeleitete Pflege am Lernort Hochschule zu erleben. Schüler und junge Männer können in der unterrichtsfreien Zeit die Vielfalt des Berufsfelds in Schülerlaboren und Pflegediensthelferkursen entdecken und gemeinsam mit Peers erkunden, was Pflege und Fürsorge in ihrem Leben bedeuten können – mit allen Aspekten von Self-Care bis Klimaschutz. Mit den hochschulischen Alleinstellungsmerkmalen: Pflege als Geistes- und Sozialwissenschaft, Pflege als Disziplin mit naturwissenschaftlichen Grundlagen, Pflege als techniknahe Wissenschaft/Praxis und Pflege als digitale Disziplin demonstriert das Projekt die supradisziplinäre Vielfalt eines in Deutschland noch jungen akademischen Berufsfeldes. Durch die gezielte Einbindung der hochtechnisierten Simulationslehre und das konsequente Erfahrungslernen im Simulationslabor der Hochschule, knüpft PEPe an den Sozialisationshintergrund vieler Schüler und junger Männer an.

Die Verknüpfung dieser Themenfelder bietet die Gelegenheit, mangelnde Kenntnisse und eingeschränkte Vorstellungen von Pflege als vermeintlichem „Frauenberuf“ zu erweitern, mehr über dessen positive Aspekte zu erfahren und auf den Studieneinstieg vorzubereiten. Ein auf die Zielgruppe abgestimmtes Gender Diversity- und Kommunikationstraining ermöglicht das Hinterfragen und die Dekonstruktion von Geschlechterstereotypen, homophoben Vorurteilen und beruflichen Rollenklischees, die die Entscheidungsfindung junger Männer für einen Pflegeberuf negativ beeinflussen können (vgl. Wenzel/ Burgmeier/Bareither 2023). Die Konstruktion einer Lernumgebung im geschützt geschlechtshomogenen Setting soll für Schüler und junge Männer einen Rahmen habitueller Sicherheit schaffen, der ihnen die Auseinandersetzung mit eigenen Fürsorgebedürfnissen, Fürsorgepraxen und gesellschaftlichen Männlichkeitsanforderungen erleichtert (vgl. Lempp 2011).

Kritische Reflexion

Das Projekt PEPe reagiert mit seinem Ansatz einer veränderten Zielgruppenansprache, die bewusst auf Schüler und junge Männer fokussiert, auf die mangelnde Repräsentation männlicher/als männlich gelesener Pflegefachpersonen in Studien- und Ausbildungsmaterialen für Pflegeberufe. Inwieweit sowohl das geschlechtshomogene Setting als auch die verschiedenen Lehr- und Lernformate mit unterrichtsergänzenden (Schüler-)Laboren und Pflegediensthelferkursen für den Pflegebereich eine zielbringende Maßnahme oder Ergänzung darstellen, um Schüler und junge Männer an das Berufsfeld Pflege am Lernort Hochschule heranzuführen, ist eine Frage, die das im Dezember 2023 gestartete Projekt im Verlauf beantworten möchte.

Ausblick

Es wird erwartet, dass sich das Bild der Teilnehmer von einem weiblich konnotierten Sorgeberuf verändern und um neue Perspektiven erweitern wird:

  • Pflege ist ein auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basierender Beruf.
  • Pflege ist ein Beruf, der ebenso von Männern wie von Frauen und nonbinären/genderfluiden Personen ausgeübt wird.
  • Professionelle Pflege beinhaltet gleichermaßen wissenschaftliche, soziale, technische, digitale und kommunikative Aspekte.
  • Der Pflegeberuf bietet allen darin Tätigen attraktive Weiterentwicklungs- und Karriereoptionen.

Die Projektergebnisse sollen hochschulweit in die Verankerung eines geschlechtersensiblen Ansatzes in der Lehre einfließen. Weiterhin werden Maßnahmen zur Verbesserung einer genderreflektierten Ausbildungs- und Studienrekrutierung erarbeitet, die Praxiskooperationspartner*innen als Informationsmaterial und Beratungsangebote zur Verfügung gestellte werden.

Literatur

  • Lempp, Theresa (2011): Zivildienst als Sozialisationsfeld junger Männer. Biografische Lernprozesse und Männlichkeitskonstruktionen. Dissertation. Dresden.
  • Scheele, Sebastian (2017): Gender und Sozialraumorientierung in der Pflege. Expertise für den Zweiten Gleichstellungsbericht der Bundesregierung. Berlin.
  • Wenzel, Merlin/Burgmeier, Hannah/Bareither, Amelie. „Modern Men Do Care. Mehr Männer für die Pflege von morgen“. Eine Handreichung mit Maßnahmen zur Steigerung des Anteils männlicher. https://www.gesundheitswirtschaft-
  • nordwest.de/downloads/Aktuelles/momedocare_Brosch%C3%BCre_08-03-2023_RZ_ONLINE- VERSION.pdf (Abfrage 17.04.2023).
  • Wetterer, Angelika (2017): Arbeitsteilung und Geschlechterkonstruktion. "Gender at work" in theoretischer und historischer Perspektive. Zugl.: Kassel, Univ., Habil.-Schr., 2000. Köln: Herbert von Halem Verlag.
Prof. Dr. Anja Katharina Peters & Florian Scheffel
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