Komplexe berufliche Anforderungssituationen – Begleitung von BSc-Studierenden in der Praxis
Vortrag | Raum: HS208
Referent:innen: Astrid Braun, Prof. Dr. Jessica Pehlke-Milde, Piroska Zsindely, Liana Pirovino, Nina Lutz & Dr. Jeannette Wick, Pädagogische Hochschule Zürich
In der Betreuung von BSc-Studierenden erleben und erfahren Berufsbildner:innen komplexe berufliche Anforderungssituationen. Diese Forschungsarbeit analysiert diese Situationen und beschreibt Lösungsansätze zur Unterstützung und Bewältigung.
Donnerstag, 26.09. | 16.00 - 17.30 Uhr | Vorträge 1: Best Practice aus der Hochschullehre |
Komplexe berufliche Anforderungssituationen
Die Begleitung von BSc-Studierenden in der Praxis, aus der Sicht von Berufsbildner:innen in der Schweiz
Referent:innen: Astrid Braun, Prof. Dr. Jessica Pehlke-Milde, Piroska Zsindely, Liana Pirovino, Nina Lutz & Dr. Jeannette Wick, Pädagogische Hochschule Zürich
Email: astrid.braun@zhaw.ch
Einleitung
In der Ausbildung der Gesundheitsberufe wie Ergotherapie, Hebammen und Pflege ist die berufspraktische Ausbildung ein wesentlicher Bestandteil. Berufsbildner:innen, die Studierende in den Gesundheitsberufen während ihrer Praktika begleiten, sind mit Herausforderungen konfrontiert, wenn z.B. das eigene Erfahrungswissen und die vorhandenen Kompetenzen nicht ausreichen, um die Studierenden in der Situation begleiten zu können. In dieser Forschungsarbeit werden die Perspektiven und Erfahrungen von Berufsbildner:innen in Bezug auf diese Situationen untersucht.
Hintergrund und Zielsetzung
Die Ergebnisse sind Teil des Forschungsprojekts 'EdgeLab', das sich mit der Professionsentwicklung durch transdisziplinäre Kooperation an den Systemschnittstellen von Hochschulen und ihren Praxisfeldern beschäftigt. Sie tragen dazu bei, ein besseres Verständnis für die Entwicklung von Kompetenzen und Professionalisierung zu erlangen und zeigen die Relevanz und den Nutzen des Forschungsvorhabens für die genannten Berufsprofile auf.
Das Ziel dieser Teilstudie ist, komplexe berufliche Anforderungssituationen aus der Sicht von Berufsbildner:innen in der deutschsprachigen Schweiz zu untersuchen und zu beschreiben, wie sie im beruflichen Alltag und in der Zusammenarbeit mit Studierenden erlebt werden. Die Studie ist Teil des Forschungsprojekts 'EdgeLab', das darauf abzielt, die Kompetenzen von in der Berufspraxis tätigen Berufsbildner:innen zu erweitern und zu vertiefen, um Studierende wirkungsvoll zur Bewältigung komplexer beruflicher Anforderungssituationen zu befähigen.
Methoden
Für die Beantwortung der Forschungsfrage wurde ein qualitativer Forschungsansatz gewählt. Es wurden leitfadengestützte Interviews in Präsenz und Online mit Berufsbildner:innen und anderen Expert:innen, die in der Aus- und Berufsbildung tätig sind, durchgeführt. Die Interviews wurden anschließend anhand einer inhaltlich strukturierten Inhaltsanalyse ausgewertet. Die Themen wurden hierarchisch strukturiert, thematisch und modellhaft zueinander in Beziehung gesetzt und visualisiert.
Ergebnisse
Insgesamt nahmen 21 Berufsbilder:innen und andere Expert:innen aus den Professionen Ergotherapie, Hebamme und Pflege an den Interviews teil. Berufsbildner:innen in der berufspraktischen Ausbildung von BSc-Studierenden beschreiben und erleben komplexe berufliche Anforderungssituationen, wenn sie psychisch belastete BSc-Studierende während des Praktikums begleiten, wie bspw. bei einer diagnostizierten Depression oder Essstörung. Die Berufsbildner:innen sind gefordert in der Zusammenarbeit und Kommunikation mit den BSc-Studierenden, wie dies beim Führen von schwierigen Gesprächen der Fall ist sowie in der Ausübung ihrer Rolle als Berufsbildnerin, die mit vielfältigen Anforderungen verbunden ist und mit unterschiedlichen Funktionen einhergehen kann.
Diskussion und Ausblick
Die Begleitung von psychisch belasteten BSc-Studierenden erfordert erweiterte Kompetenzen. Berufsbildner:innen sollten in den entsprechenden Kursen hierauf vorbereitet werden, was nur teilweise der Fall ist. Das Führen von schwierigen Gesprächen ist eine Kompetenz, die angestrebt werden sollte und Gegenstand von Verbesserungen sein könnte. Die Rolle als Berufsbildner:in ist geprägt von intrinsischen und extrinsischen Anforderungen an die Rollengestaltung, was beachtet und wertgeschätzt werden sollte.
Die vorliegenden Ergebnisse unterstreichen die Bedeutung dieser Thematik. Zukünftige Studien mit größeren Stichproben könnten genauere Erkenntnisse liefern. Es wird empfohlen, die Ergebnisse dieser Studie als Ausgangspunkt für weitere Untersuchungen zu verwenden, um Berufsbildner:innen in der Begleitung von psychisch belasteten BSc-Studierenden zu stärken sowie eine Kompetenzweiterentwicklung beim Führen von schwierigen Gesprächen zu ermöglichen.
Literatur
- Collins, A. (2006). Cognitive Apprenticeship. In R. K. Sawyer, (Hrsg.), The Cambridge Handbook of the Learning Sciences. (S. 47–60). Cambridge University Press. https://faculty.weber.edu/eamsel/Classes/Projects%20and%20Research%20(4800)/Teaching%20and%20Learning/Collins%20(2006).pdf
- Kuckartz, U., & Rädiker, S. (2022). Qualitative Inhaltsanalyse: Methoden, Praxis, Computerunterstützung: Grundlagentexte Methoden (5. Auflage). Beltz Juventa.
- Schön, D. A. (2017). The Reflective Practitioner: How Professionals Think in Action. Routledge. https://doi.org/10.4324/9781315237473 Weinert FE. Concept of competence: A conceptual clarification. Defining and selecting key competencies. Ashland, OH, US: Hogrefe & Huber Publishers; 2001. p. 45-65.
- Zsindely, Piroska; Pehlke-Milde, Jessica; Braun, Astrid; Pirovino, Liana; Lutz, Nina; Jeannette, Wick; Kreis, Annelies, 2024. EdgeLab : Methode der Zusammenarbeit an der Schnittstelle zwischen Hochschul- und Praxissystemen [Poster]. In: 7. Internationale Konferenz der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi), Heba-Päd – 1. Konferenz zur pädagogischen Arbeit im Hebammenstudium der Deutschen Gesellschaft für Hebammenwissenschaft (DGHWi) und des Deutschen Hebammenverbands (DHV), Berlin, Deutschland, 8.-10. Februar 2024. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House. Verfügbar unter: https://doi.org/10.3205/24dghwi80