Wissensmanagement und arbeitsplatznahes Lernen in akademischen Lehrpflegeeinrichtungen
Wissensmanagement und arbeitsplatznahes Lernen in akademischen Lehrpflegeeinrichtungen

Wissensmanagement und arbeitsplatznahes Lernen in akademischen Lehrpflegeeinrichtungen

Vortrag | Raum: Mehrzwecksaal (2. OG)

Referent:innen: Andreas Baumeister & Prof. Dr. Ingrid Darmann-Finck, Universität Bremen

Erstmalig werden akademische Lehrpflegeeinrichtungen in Deutschland aufgebaut. Bei diesem Transformationsprozess ist die Etablierung einer arbeitsplatznahen Lerninfrastruktur, welche die Potenziale des Wissensmanagements und der Digitalisierung integriert, essenziell.



Donnerstag, 26.09. | 16.00 - 17.30 Uhr | Vorträge 2: Digitale Kompetenzen |

 

Wissensmanagement und arbeitsplatznahes Lernen in akademischen Lehrpflegeeinrichtungen

Referent:innen: Andreas Baumeister, Universität Bremen
Email: baumeister@uni-bremen.de


Einleitung

In Langzeitpflegeeinrichtungen kommen neue (pflege-)wissenschaftliche Konzepte und (technische) Innovationen oftmals erst sehr spät an, das Wissen zu diesen Ansätzen ist gering. Es fehlen Lernangebote, anhand derer Pflegende arbeitsplatznah Kompetenzen zur Nutzung dieser Konzepte und Innovationen aufbauen können. Mit der Etablierung einer arbeitsplatznahen Lerninfrastruktur sollen Voraussetzungen geschaffen werden, damit die Anpassung von Kompetenzen in Langzeitpflegeeinrichtungen kontinuierlich und niedrigschwellig erfolgen kann. In einem Transformationsprozess wird diese dezentrale Lerninfrastruktur erstmals in drei sog. akademischen Lehrpflegeeinrichtungen aufgebaut, hierfür werden die Potenziale des Wissensmanagements sowie der Digitalisierung erschlossen.

Hintergrund und Zielsetzung

Akademische Lehrpflegeeinrichtungen zeichnen sich dadurch aus, dass hier gleichzeitig gelehrt, geforscht und die pflegerische Versorgung auf dem Stand neuester wissenschaftlicher Erkenntnisse durchgeführt wird.  Ziel einer gemeinsamen Initiative der Universität Bremen und der Hochschule Bremen (HSB) ist es, erstmalig in Deutschland drei stationäre Langzeitpflegeeinrichtungen zu „akademischen Lehrpflegeeinrichtungen“ auszubauen und für die Langzeitpflege eine spezifische arbeitsplatznahe – also dezentrale - Lerninfrastruktur (DELI) zu konzipieren und zu implementieren. In einem der Verbundprojekte wird der ergänzende Fokus beim Ausbau der dezentralen Lerninfrastruktur auf die Digitalisierung gerichtet, was durch das Kürzel „Digi“ im Projektnamen DELI-Digi sichtbar wird.

Methoden

Das Projekt orientiert sich am Design Based Research Ansatz. In enger Zusammenarbeit zwischen den Mitarbeitenden von drei Modelleinrichtungen und den Forschenden werden pflegerische Innovationen in die Regelversorgung integriert. Hierfür wird eine dezentrale Lerninfrastruktur (DELI) als Kombination aus unterschiedlichen arbeitsnahen Lernkontexten etabliert, wie Lerninseln, eine digitale Lernumgebung mit online-gestützten Angeboten für selbst gesteuertes Lernen und lernförderliche Arbeitsformen, wie Tandemarbeit und dafür qualifizierte Lernbegleiter:innen. Dadurch wird die Verknüpfung von informellem, non-formalen und formellen Lernen realisiert (Dehnbostel 2022). Die Konzeption der Lehr- und Lernsituationen bzw. -materialien basiert auf der Interaktionistischen Pflegedidaktik (Darmann-Finck 2022). Parallel wird auf der organisationellen Ebene ein systematisches Wissensmangement implementiert, mit dem das im Unterrnehmen vorhandene Wissen, ausmachen, sammeln, bewerten, weiterentwickeln, dokumentieren und verteilen zu können (Lehner 2021). Im ersten Schritt wurden Bedarfserhebungen zu Wissensbeständen und zum Wissensmanagement mittels eines Mixed Methods - Designs durchgeführt, um in diesem komplexen Transformationsprozess sowohl den individuellen Präferenzen der Pflegenden als auch den Besonderheiten der Einrichtung gerecht zu werden. Unter anderem wurden in Gruppenformaten Leitfragen zu den Kernprozessen des Wissensmanagements (Lehner, 2021) verwendet, unterstützt durch die Visualisierung mit Wissenslandkarten (ebd.).

Ergebnisse

Die Ergebnisse liefern einen Einblick in die in den Einrichtungen genutzten Wissensquellen, in Prozesse der Verteilung von Wissen sowie des Erwerbs oder der Anpassung von Kompetenzen, in die Wissensanwendung sowie die Sicherung von Wissen. Unterschieden werden für die Einrichtungen spezifische und für die Langzeitpflege verallgemeinerbare Ergebnisse. Ebenso wird die Visualisierungsmöglichkeit mittels des Instruments der Wissenslandkarte erläutert, anhand exemplarischer Ergebnisse veranschaulicht und werden Chancen und Herausforderungen dieses Instruments herausgearbeitet. Auf dieser Grundlage werden Schlussfolgerungen für die Weiterentwicklung des Wissensmanagements in den Langzeitpflegeeinrichtungen gezogen und die Potenziale der Digitalisierung in Verbindung mit spezifisch ausgebildeten Fachkräften im Projekt diskutiert. Geplant ist z. B. die Entwicklung einer Mobile Learning App, mit der im Prozess der Arbeit erforderliche Informationen niedrigschwellig per Smartphone abgerufen werden können.

Diskussion und Ausblick

Bei der Transformation zu einer akademischen Lehrpflegeeinrichtung und dem Aufbau einer dezentralen, digital angereicherten Lerninfrastruktur können sowohl individuelle Lehr- und Lernbedarfe als auch organisationale und kulturelle Aspekte der Einrichtung maßgeblich zum Erfolg oder Scheitern des Transformationsprozesses beitragen. Daher ist es entscheidend, die identifizierten Erkenntnisse frühzeitig im Transformationsprozess zu berücksichtigen.

Literatur

  • Darmann-Finck, I. (2022): Die Interaktionistische Pflegedidaktik. In: Darmann-Finck, I.; Sahmel, K.-H. (Hrsg.): Pädagogik der Gesundheitsberufe. Springer Reference Pflege – Therapie – Gesundheit. Springer, Berlin, Heidelberg.
  • Dehnbostel, P. (2022): Betriebliche Bildungsarbeit. Kompetenzbasierte Berufs- und Weiterbildung in digitalen Zeiten. 3., erweiterte und vollständig neubearbeitete, Auflage. Baltmannsweiler: Schneider.
  • Lehner, F. (2021): Wissensmanagement. 7. Auflage. Carl Hanser. München. 
Andreas Baumeister
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