Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation
Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation

Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation

Vortrag | Raum: Mehrzwecksaal (2. OG)

Referent:innen: Christian Atzendorf, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH

Der Beitrag stellt Erkenntnisse des Förderprogramms IQ zur Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften mit im Ausland erworbenen Qualifikationen dar und spricht Handlungsempfehlungen unter Berücksichtigung aktueller Transformationsprozesse aus.



Freitag, 27.09. | 11.00 -12.30 Uhr | Vorträge 2: Kultur & Sprache |

 

Qualifizierung von Gesundheitsfachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation

Referent:innen: Christian Atzendorf, Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gGmbH
E
mail: fsaq@f-bb.de


Einleitung

Technologische Entwicklungen in der medizinischen Versorgung transformieren nicht nur die Patient*innenbehandlung, sondern führen auch zu einem tiefgreifenden Wandel der Qualifikationsanforderungen in den Gesundheitsberufen, die ohnehin bereits durch unzureichende personelle Kapazitäten geprägt sind (vgl. Daum 2022). Ausländische Fachkräfte stellen einen Ansatzpunkt zur Verminderung des demografiebedingten Personalmangels dar, müssen jedoch durch passgenaue Unterstützungsstrukturen auf die volatilen Bedarfe im Berufsfeld vorbereitet werden. Dabei sind zielgruppenspezifische Aspekte wie heterogene Bildungshintergründe, begrenzte Deutschkenntnisse und variierende Vorstellungen bezüglich hiesiger Berufsbilder zu berücksichtigen.

Der Beitrag analysiert (teil-)virtuelle Modelle und Instrumente zur Qualifizierung zugewanderter Gesundheitsfachkräfte, die einen erfolgreichen Übergang in den deutschen Arbeitsmarkt ermöglichen sollen und damit einen der drängendsten Transformationsprozesse unserer Zeit mitgestalten.

Hintergrund und Zielsetzung

Das Förderprogramm IQ – Integration durch Qualifizierung (gefördert durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und den Europäischen Sozialfonds Plus) verfolgt seit 2005 das Ziel, die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland zu verbessern. Diese Zielstellung wird bundesweit durch Beratungs- und Qualifizierungsangebote zur beruflichen Anerkennung und der bildungsadäquaten Arbeitsmarktintegration unterstützt. Die IQ Fachstelle Anerkennung und Qualifizierung, angesiedelt an der Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb)gGmbH, bündelt die Erfahrungen und Expertise aus der IQ Beratungs- und Qualifizierungspraxis und bereitet einschlägige Erkenntnisse für Akteure aus demHandlungsfeld auf. Grundlage für den eingereichten Beitrag bildet die Situationsanalyse zur beruflichen Anerkennung von Gesundheitsfachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation, an der die IQ Fachstelle Anerkennung und Qualifizierung aktuell arbeitet. Im Fokus steht die Anerkennung von Physiotherapeut*innen, Hebammen, Medizinischen Technolog*innen für Laboratoriumsanalytik (MTL), Medizinischen Technolog*innen für Radiologie (MTR) sowie Pharmazeutisch-technischen Assistent*innen (PTA). Ziel des Beitrags ist es, aktuelle Herausforderungen und gute Praxis bei der Begleitung und Qualifizierung der zugewanderten Fachkräfte zu diskutieren sowie Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für die Bildungspraxis aufzuzeigen.

Methoden

Die dem Beitrag zugrundeliegende Publikation basiert auf einem Mixed-Methods-Ansatz, der qualitative und quantitative Methoden kombiniert. In einer ausführlichen Dokumenten- und Sekundärdatenanalyse, die unter anderem Publikationen zur Berufsanerkennung, Ausbildungsverordnungen und Berufsbildungsgesetze der untersuchten Gesundheitsfachberufe sowie Daten des statistischen Bundesamtes umfasst, wurden relevante Merkmale und Codes extrahiert. Daran anknüpfend wurden berufsfeldspezifische Herausforderungen der Anerkennung im November 2023 in einem Expert*innenworkshop mit insgesamt 76 Vertreter*innen der Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung und der Qualifizierungsteilvorhaben des Förderprogramms IQ diskutiert. Als Ergebnis konnten Positionierungen und Perspektiven aus der Praxis zu den zuvor definierten Kategorien gewonnen werden. Der Expert*innenworkshop konnte damit bestehende Kategorien in ihrer Relevanz und Ausprägung für den Gegenstandsbereich validieren und eröffnete gleichzeitig explorativ neue Kategorien, die in einer anschließenden quantitativen Befragung untersetzt werden konnten. Für den quantitativen Anteil wurde eine Online-Befragung konzipiert, an der 75 Personen der IQ Anerkennungs- und Qualifizierungsberatung sowie der Qualifizierungsteilvorhaben teilnahmen. Die Befragung enthielt auch qualitative Elemente in Form von Freitextfeldern, um beispielsweise eine Begründung für eine bestimmte Merkmalsausprägungen zu erfragen. Anhand der erhobenen Daten können in der Publikation relevante Fragestellungen diskutiert und Herausforderungen analysiert werden.

Ergebnisse

Im Rahmen der Publikation werden erprobte Begleit- und Qualifizierungsstrukturen für zugewanderte Gesundheitsfachkräfte untersucht. Besonderer Fokus liegt auf Herausforderungen für Qualifizierungsträger bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Angebote und entsprechender Lösungsansätze im Umgang mit zielgruppenspezifischen Bedürfnissen. Als Reaktion auf plurale Lebenswelten wird beispielweise untersucht, inwiefern sich im Berufsfeld Teilzeitangebote und (teil-)virtuelle Lernumgebungen umsetzen lassen, die auch Berufstätigen, Personen mit Betreuungsaufgaben oder Menschen im ländlichen Raum die Teilnahme an einer Qualifizierung ermöglichen. Des Weiteren werden Schlüsselfaktoren für eine gelungene Verknüpfung verschiedener Lernorte sowie von theoretischen und praktischen Modulen und von fachlichem und berufssprachlichem Lernen benannt. Ebenso wird die Relevanz einer individuellen Begleitung der zugewanderten Fachkräfte von der Antragstellung bis hin zur arbeitsmarktlichen Integration beleuchtet. Unter Einbezug einschlägiger Stakeholder aus dem Handlungsfeld werden daran anknüpfend Empfehlungen abgeleitet. Neben für (potentielle) Qualifizierungsträger wie Fach-/Hochschulen, Kliniken und Einrichtungen relevanten Erkenntnissen wird auch die Rolle politischer Akteure und Behörden berücksichtigt.

Ausblick

Der Beitrag bietet Ansatzpunkte, um aktuelle gesellschaftliche und systemische Herausforderungen im Gesundheitswesen mit Blick auf zugewanderte Fachkräfte lösungsorientiert und praxisnah zu begleiten. Neben bereits genannten Aspekten wird auf aktuelle Entwicklungen wie die (Teil-)Akademisierung in den Gesundheitsfachberufen eingegangen, welche sich ebenfalls auf Rahmenbedingungen und Angebote zur Anerkennung ausländischer Abschlüsse auswirkt. Die mehrjährige Expertise der IQ Fachstelle ermöglicht zudem eine vergleichende Analyse mit Erkenntnissen zur Anerkennung in weiteren Gesundheitsberufen wie Pflegefachpersonen und Humanmediziner*innen. Dies ermöglicht einen ganzheitlichen Blick auf Fragestellungen, die unmittelbar mit aktuellen Problemstellungen des (internationalen) Gesundheitswesens verbunden sind.

Literatur

  • Daum M. (2022). Die Digitalisierung der Pflege in Deutschland. Status quo, digitale Transformation und Auswirkungen auf Arbeit, Beschäftigte und Qualifizierung. https://www.daa-stiftung.de/fileadmin/DAAStiftung/Beispielbilder/Artikel/20220608_-_DAA-Studie_Digitalisierung_Pflege_mail.pdf. DAA-Stiftung Bildung und Beruf.
  • IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung (2021). Berufliche Anerkennung von Pflegefachkräften mit einer im Ausland erworbenen Berufsqualifikation. Situationsanalyse aus Sicht des Förderprogramms IQ.  https://www.netzwerkiq.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Fachstelle_Beratung_und_Qualifizierung/FSBQ_Situationsanalyse_Pflege.pdf
  • IQ Fachstelle Beratung und Qualifizierung (2022). NIQ Kurzanalyse Nr. 15: Gesundheitsfachberufe im Förderprogramm IQ. https://www.netzwerkiq.de/fileadmin/Redaktion/Downloads/Fachstelle_Beratung_und_Qualifizierung/NIQ_Kurzanalyse_15_Gesundheitsfachberufe.pdf
Christian Atzendorf
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