Peer-Tutorium meets Future Skills
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Peer-Tutorium meets Future Skills

Vortrag | Raum: HS208

Referent:innen: Ulrike Tscherne, Carmen Oman, Bettina Bachmann-Schrittesser & Petra Rössl, Fachhochschule Kärnten

Studierende unterstützen Studierende: Das Projekt Peer-Tutorium meets Future Skills bietet Erstsemestrigen eine niederschwellige Lernunterstützung. Gleichzeitig können sich Tutorinnen und Tutoren aus höheren Semestern weiterbilden und wertvolle Zukunftskompetenzen erwerben.



Donnerstag, 26.09. | 14.00 - 15.30 Uhr | Vorträge 2: Peer Support |

 

Peer-Tutorium meets Future Skills

Referent:innen: Ulrike Tscherne, Carmen Oman, Bettina Bachmann-Schrittesser & Petra Rössl, Fachhochschule Kärnten
Email: u.tscherne@fh-kaernten.at


Hintergrund und Motivation

Um Studierende dabei zu unterstützen sich nicht nur im hochschulischen Kontext leichter einzufinden, sondern auch die Grundlagen für das Studium gefestigt mitzunehmen, wurde mit dem Peer-Tutorium ein den Lernprozess unterstützendes Format entwickelt, das der Idee eines Peer-Learning Formats entspricht. Die Grundidee eines solchen Peer-Learning-Formats stützt sich auf die Annahme, dass Peers untereinander einen positiven Einfluss ausüben können, sowohl in Bezug auf das Verhalten als auch auf die Einstellungen dem Studium gegenüber. Wesentlich ist das Kommunizieren auf Augenhöhe zwischen Tutor*innen und Tutand*innen. Studierende aus höheren Semestern übernehmen die Tutor*innen-Rolle für Studienanfänger*innen, um sie beim Erwerb der theoretischen Ausbildungsinhalte zu unterstützen. Zusätzlich kommt es während des Tutoriums auch zu einer Vermittlung sozialer Kompetenzen sowie zur Förderung des kommunikativen Verhaltens (“Future Skills”). Es entwickelt sich ein beiderseitiger Lernprozess, da es sowohl auf Seiten der Tutor*innen als auch auf Seiten der Studierenden zu einem Zuwachs an relevanten Kompetenzen für ihren späteren Berufsalltag kommt. Auf Basis des kollegialen Lehrens und Lernens erfahren die Tutor*innen und Tutand*innen Selbstvertrauen und Selbstwirksamkeit sowie persönliches und moralisches Wachstum.

Beschreibung des Praxis- und geplanten Forschungsprojekts

Das Projekt ist im Rahmen des Bachelorstudiums der Gesundheits- und Krankenpflege als Fachtutorium für die Lehrveranstaltungen „Grundlagen der Gesundheitspflege“ und “Anatomie/Physiologie” verankert. Ziele sind einerseits die Wiederholung und Festigung der Lehrinhalte während und im Anschluss an die jeweilige Grundlagenlehrveranstaltung für Studierende des ersten Semesters und andererseits die Ausbildung von qualifizierten Peer-Tutor*innen im dritten und fünften Semester, deren spätere Aufgabe es unter anderem auch ist, im beruflichen Alltag laut GuKG §14 (11) in der Anleitung, Begleitung und Beurteilung von Auszubildenden zu fungieren. Außerdem sind sie in der Versorgung und Betreuung von Patient*innen (Bewohner*innen und Klient*innen) dazu ermächtigt durch die Patientenedukation das Patient*innen-Outcome durch Anleitung, Information, Schulung und Beratung positiv zu beeinflussen.

Um die zukünftigen Tutorinnen und Tutoren auf ihre Rolle vorzubereiten und eine qualitätvolle und nachhaltige Wissensvermittlung sicherzustellen, wurde gemeinsam mit dem Didaktikzentrum ein internes Zertifikatsprogramm im Umfang von 1,5 ECTS Credits konzipiert, welches nicht nur als Nachweis der erworbenen Kompetenzen dient, sondern – was noch viel wichtiger ist – die Tutor*innen ausreichend auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. Das Konzept kombiniert sowohl fachliche als auch didaktisch-methodische Begleitaktivitäten in unterschiedlichen Lehr- Lernsettings (Präsenz, online, Blended-Learning) sinnvoll miteinander. Dazu zählen ein mehrstündiger Didaktik-Workshop zu Beginn der Ausbildung, asynchrone Selbstlernaktivitäten und begleitende Online-Sprechstunden während der Ausbildung, eigenständige Reflexionen nach den Tutorienterminen auf Basis eines einheitlichen Fragebogens sowie eine Abschlussveranstaltung, in der die Ergebnisse präsentiert werden.
Bei all diesen Aktivitäten geht es vor allem darum, eine Balance zwischen Schulung, Begleitung und Selbstbestimmung und -verantwortlichkeit zu finden. Das Potenzial dieses Projekts liegt einerseits in der Entlastung der Lehrenden im Hinblick auf die Lernbetreuung der ersten Semester, andererseits bekommen Studierende dadurch die Möglichkeit sich im Peer-Setting mit potenziellen Lernproblemen auseinanderzusetzen. Tutor*innen erfahren sich als wertvolle Stütze im Rahmen der Hochschullehre und bekommen die Möglichkeit sich didaktische und methodische Kompetenzen anzueignen, auszuüben und diese weiterführend in ihre berufliche Tätigkeit einzubringen. Durch die stetige Begleitung der Tutor*innen in den unterschiedlichen Phasen des Prozesses (vor, während und nach) wird der Kompetenzzuwachs bei den Tutorinnen und Tutoren auf mehrfacher Ebene deutlich sichtbar.

Die im Zuge der Peer-Tutor*innen-Ausbildung erworbenen Kompetenzen lassen sich unter dem Begriff “Future Skills” subsumieren und wie folgt definieren:
“#Future Skills sind definiert als Kompetenzen, die es Individuen erlauben in hochemergenten Organisations- und Praxiskontexten selbstorganisiert (erfolgreich) handlungsfähig zu sein. Damit sind Future Skills im eigentliche Sinne Kompetenzen. Sie sind eingebettet in den Diskurs um das Ziel von Hochschulbildung und Employability als Ziel jeglichen Bildungsprozess, der auf Beruflichkeit jeglicher Art hinzielt“ (Ehlers, 2020).

Bezugnehmend auf das Verständnis von Future Skills als Kompetenzen, die integraler Bestandteil des Bildungsprozesses sind, lassen sich nach Ehlers (2020) drei Stränge unterscheiden: die organisationsbezogenen, die entwicklungsbezogenen und die objektbezogenen Kompetenzen. Die im Zuge des Peer-Tutoriums gestärkten Kompetenzen sind in allen drei Bereichen zu verorten.
Im Bereich der organisationsbezogenen Kompetenz lassen sich für das Peer-Tutorium vor allem die Kommunikationskompetenz, die Kooperationskompetenz, die Selbstbestimmtheit, die Zukunfts- und Gestaltungskompetenz sowie das Sensemaking hervorheben. Da die Tutorinnen und Tutoren, abgesehen von den gemeinsam mit den Lehrenden festgelegten learning outcomes für die jeweiligen Tutorientermine, größtmöglichen Handlungsspielraum bei der Aufbereitung der Tutorieneinheiten haben, lässt sich auch ein äußerst positiver Bezug zu den entwicklungsbezogenen Kompetenzen feststellen. Hier spielen die Lernkompetenz, die Selbstwirksamkeit / -bestimmtheit / -kompetenz, die Reflexionskompetenz und Entscheidungskompetenz eine tragende Rolle. Weiters werden auch die Initiativ- und Leistungskompetenz, sprich die Fähigkeit zur Selbstmotivation sowie eine hohe Aktivitäts- und Umsetzungskompetenz, die sich in dem Wunsch, etwas beizutragen, widerspiegelt, positiv bestärkt. Im Falle des Peer-Tutoriums machten sich die Tutor*innen über das Tutorium hinausgehende Gedanken zur Etablierung weiterführender Aktivitäten für Studierende ihres Studiengangs. Dies hat nicht nur positive Auswirkungen auf die Studierendenzufriedenheit, sondern stärkt auch die Bindung der Tutorinnen und Tutoren an die Hochschule. Hinsichtlich der objektbezogenen Kompetenzen werden im Peer-Tutorium die Design-Thinking-Kompetenz, die Innovationskompetenz und Digitalkompetenz durch die offene und kreative Entfaltungsmöglichkeit in der Vorbereitung und Gestaltung der Tutorieneinheiten gefördert und positiv gestärkt.
Grundsätzlich steigert die Peer-Tutor/innen-Ausbildung unter Bezugnahme auf die Future Skills auf allen drei Ebenen die Beschäftigungsfähigkeit der Studierenden bzw. zukünftigen Mitarbeiter/innen und bietet ihnen dadurch die Chance, Fähigkeiten für die (Mit-)Gestaltung in einer immer komplexer werdenden Welt, in einem sicheren Rahmen zu festigen.

Kritische Reflexion

Um das Angebot weiterzuentwickeln und die Rückmeldung der Teilnehmer*innen in die Planung einzubeziehen, wurde im zweiten Durchgang ein Anreizsystem für Tutand*innen geschaffen, um die Teilnahme am Tutorium attraktiver und positiver zu gestalten. Im Rahmen dieses Anreizsystems konnten Tutand*innen Mitarbeitspunkte für die jeweilige Lehrveranstaltung sammeln. Die Gründe für den Besuch des Tutoriums seitens der Tutand*innen waren neben dem inhaltlichen Interesse vorwiegend die Möglichkeit, es zur Prüfungsvorbereitung zu nutzen.

Das Projekt findet unter den Tutorinnen und Tutoren breite Akzeptanz, da sie sich in einer neuen Rolle ausprobieren und dadurch wertvolle Lehr- bzw. Lernerfahrungen und Einblicke in ein weiteres Berufsbild sammeln können. Ein Großteil der Tutor*innen gibt in den Evaluationen an, dass die Lehrtätigkeit ein mögliches späteres Berufsfeld für sie darstellt und dass das Tutorium für sie ein erster Einstieg ist, um weiter an den eigenen Fähigkeiten in diesem Setting zu arbeiten. Die freie Wahl der Methodik lässt den Tutorinnen und Tutoren viel Spielraum, um im Rahmen der abgehaltenen Einheiten ihre Kreativität und Lehrendenpersönlichkeit voll zu entfalten. Die Reflexionen haben ergeben, dass sich die Tutor*innen sowohl didaktisch als auch fachlich ausreichend unterstützt fühlen. Zudem haben sie die Möglichkeit, im vertrauensvollen Umgang mit anderen Beziehungsqualitäten Mitstudierende und Lehrende kennenzulernen. Die Evaluierung zeigt, dass die Tutorinnen und Tutoren das Tutorium aus folgenden Gründen besucht haben: Auch die Entwicklung von Kompetenzen sowie die Vergütung der Tätigkeit wurden positiv bewertet. Es gab positive Rückmeldungen zur Möglichkeit, studienrelevante Themen zu wiederholen, sich weiterzubilden und ein Zertifikat zu erwerben. Weiters wurde die fachliche Schulung und die Kommunikation innerhalb des Projekts gelobt.

Ausblick

Die Peer-Tutor*innen-Ausbildung, wie sie konzipiert ist und aktuell durchgeführt wird, ist durchaus auf andere Lehrveranstaltungen bzw. andere Studienbereiche übertragbar, da hinter der Ausbildung ein Baukastensystem steckt. Die Maßnahmen sind individuell kombinier-, adaptier- und ausbaubar, was einen Transfer leicht ermöglicht. Auch eine Öffnung der Peer-Tutor*innen-Zertifizierung für andere Bereiche ist denkbar. Durch eine interdisziplinäre Tutor/innengruppe in einem nächsten Durchlauf könnte zusätzlich der Austausch über den eigenen Studiengang bzw. -bereich gestärkt werden.

Literatur

  • Ehlers, U.-D. (2020). Future skills. Lernen der Zukunft – Hochschule der Zukunft, S. 111. Future Skills : Lernen der Zukunft - Hochschule der Zukunft | SpringerLink
Ulrike Tscherne, Carmen Oman, Bettina Bachmann-Schrittesser & Petra Rössl
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