Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln
Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln
Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln
Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln

Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln

Workshop | Raum: SR107

Referent:innen: Dr. Maria Laura Bono & Karoline Vallaster DGKP, datenkompass – von daten zu lösungen, Graz

Kultursensible Pflege ist in aller Munde. Wie kann jedoch Kultursensibilität wirksam vermittelt werden? Die Autorinnen teilen ihre Erfahrungen mit dem auf die Verschränkung von individueller Qualifizierung und team-bezogener Entwicklung basierenden didaktischen Konzept “alle anders – alle gleich”.



Donnerstag, 26.09. | 11.15 - 12.45 Uhr | Workshop 4: Kultursensible Ausbildung |

Leider ausgebucht. Möglicherweise werden noch Plätze frei, falls Teilnehmer:innen die Session stornieren.


Workshop: Anmeldepflichtig! Bitte melden Sie sich für diesen Workshop an, um einen Platz zu reservieren (kostenfrei, jederzeit änderbar)

 

Kultursensible Pflege in der Praxis: Wissen und Kompetenzen wirksam vermitteln

Referent:innen: Dr. Maria Laura Bono & Karoline Vallaster, datenkompass – von daten zu lösungen, Graz
Email: maria.laura.bono@datenkompass.com


Einleitung

Hand in Hand mit dem verstärkten Einsatz von internationalem Personal in der Pflege wächst der Bedarf, Kultursensibilität didaktisch angemessen zu adressieren. Die Herausforderungen der Zusammenarbeit in interkulturellen Pflegeteams sind bekannt und reichen von Sprachbarrieren, differierenden Ausbildungsinhalten und Vorkenntnissen zu kulturellen Besonderheiten hinsichtlich Hierarchieverständnis und Kommunikationsstil. Doch was braucht es seitens der Pflegepädagogik, damit sich das vermittelte Wissen in den Einstellungen und letztlich im Verhalten der Pflegepersonen niederschlägt? Kultursensibilität kann noch weniger als andere Themenstellungen frontal gelernt werden, sie will gelebt und im Team geübt werden.

Die Referentinnen sind seit 15+ Jahren im Gesundheitsbereich tätig – sowohl in der Beratung als auch in der unmittelbaren Leistungserbringung. In diesem Workshop teilen Bono & Vallaster ihre Erfahrungen in der Gestaltung praxisnaher Angebote für eine verstärkte Kultursensibilität bei Führungskräften und Teams der Pflege. Durch den klaren Fokus auf die Wirksamkeit der eingesetzten Didaktik achten die Referentinnen darauf, nicht nur Wissen zu vermehren, sondern insbesondere auch weltoffene Einstellungen und Haltungen zu stärken. “Alle anders – alle gleich” ist Leitsatz und Programm zugleich.

Hintergrund und Motivation

Kultursensible Pflege achtet auf den kulturellen Hintergrund jeder einzelnen Person und berücksichtigt die jeweiligen Bedürfnisse, religiöse Ausrichtungen und Werte (Domenig 2015). Dies trifft sowohl auf Mitarbeiter:innen in Teams zu, die zunehmend auch aus Drittstaaten stammen, als auch auf Adressat:innen der Pflege, die häufig durch ihre Lebensgeschichte einen anderen Hintergrund als die Bevölkerungsmehrheit haben. Kultursensibilität in der Pflege zu stärken, ist jedoch nicht nur eine Frage der individuellen Aneignung von Wissen. Vielmehr geht es darum, auf Einstellungen und Verhalten von Pflegepersonen einzuwirken – wohlwissend, dass Pflegende in einem Team bzw. in einer Organisation eingebettet sind und dieser Rahmen eine erstaunlich große Rolle spielt.

Die Erkenntnisse aus der wegweisenden Google Aristotels Studie (Scholtes, Mavrodiev & Schweitzer 2016): sind auch für die Didaktik der Pflege relevant: Sie hat das Verständnis über individuelle Kompetenzen und Teamerfolge grundlegend verändert. Mit dem Ziel, die Erfolgsfaktoren von Teams zu identifizieren, weist die Studie auf die beachtliche Bedeutung von „psychologischer Sicherheit“ hin. Damit ist das Gefühl gemeint, sich ohne Angst vor Missbilligung in das Team einbringen zu können. Diese psychologische Sicherheit trägt noch stärker als individuelle Kompetenzen zur Team-Performance bei (Hoffmann & Hanisch 2021). Auf die Pflege umgemünzt: In der Vermittlung von Kultursensibilität braucht es neben der individuellen auch die Team-Perspektive, um die gewünschten Veränderungen zu erreichen. Dieser Erkenntnis entsprechend setzen Bono/Vallaster einen eigenen didaktischen Ansatz um, damit Kultursensibilität nachhaltig greift: “Alle anders – Alle gleich”.

Beschreibung des Projekts

Das Konzept „Alle anders – alle gleich“ anerkennt, dass der Themenbereich Kultursensibilität erstens neben Wissen über Hintergründe der einzelnen Kulturen insbesondere auch Erfahrungsaustausch und Reflexion erfordert und zweitens dieser Lernprozess auch das Team einzubinden hat (Boedeker 2012).

Der von den Autorinnen entwickelte Ansatz stellt die Interaktionsebene in den Mittelpunkt des didaktischen Konzeptes. „Alle anders – alle gleich“ stärkt die Kohäsion aller Mitglieder im Pflegeteam und begleitet sie in der gemeinsamen Modifikation dysfunktionaler Muster in der Zusammenarbeit untereinander. Der Ansatz übernimmt Empfehlungen der Schweizerischen Konferenz der Fachstelle für Integration (Blank-Antakli et al. 2016) und entwickelt diese weiter anhand folgender drei Eckpfeiler:

  • Die Erfahrungswelt der Pflegenden in den Mittelpunkt stellen: Fundamental in der Vermittlung von transkulturellen Kompetenzen ist eine sorgfältige Bedarfsabklärung, die sich auf die konkreten Alltagsprobleme der Teilnehmenden konzentriert. Dabei ist es wichtig, zwischen Bedürfnissen und Bedarf zu unterscheiden und sicherzustellen, dass die Weiterbildung den realen Herausforderungen der Teilnehmenden gerecht wird.
  • Die eigene kulturelle Prägung verstehen, um sich auf die Kultur anderer einzulassen: Jeder Mensch ist ein Unikat und jeder ist von einer Reihe von Faktoren in seinem Denken und Handeln beeinflusst. Durch das Erkennen und Reflektieren der eigenen sowie der fremden Kultur stärkt das erworbene Wissen auch die persönliche Einstellung und Haltung. Transkulturelle Didaktik beinhaltet immer auch Aspekte der Selbstreflexion.
  • Inhalte praxisnah und Erkenntnisse handlungsrelevant gestalten: Der direkte Transfer des erworbenen Wissens und der Kompetenzen in den Arbeitsalltag hat oberste Priorität. Ob Workshopreihe oder eintägiges Training – der spezifische Kontext sollte immer im Mittelpunkt stehen.

Kritische Reflexion

Der Ansatz “Alle anders – alle gleich” schafft einen Kontrapunkt zur Annahme, dass das Wissen rund um Kultursensibilität in der Pflege vom Einzelnen quasi automatisch auf das Team übertragen wird, und bezieht den Kontext gezielt ein. Bono & Vallaster haben bislang den Fokus auf transkulturelle Kompetenzen für eine verbesserte Zusammenarbeit in Pflege-Teams gelegt. Nicht nur Teams werden heterogener; in einer zunehmend globalisierten Gesellschaft gehören auch die Adressat:innen der Pflege zu den verschiedensten kulturellen, ethnischen und religiösen Hintergründen. Diese Vielfalt erfordert ebenfalls eine ausgeprägte Kultursensibilität, um adäquat auf die unterschiedlichen Bedürfnisse einzugehen.

Ausblick

Die Bedeutung von Kultursensibilität in der Pflege erstreckt sich weit über die bloße Zusammenarbeit in transkulturellen Teams hinaus. Insbesondere in Anbetracht einer alternden und zunehmend heterogenen Bevölkerung wird deutlich, dass kulturelle Kompetenz unerlässlich für die angemessene Versorgung älterer Menschen ist. Gefragt ist nicht nur ein Verständnis für unterschiedliche kulturelle Hintergründe, sondern auch die Fähigkeit, diese in die tägliche Pflegepraxis zu integrieren. Dies erfordert eine eigene Didaktik, damit nicht nur Wissen, sondern tatsächlich auch Kompetenzen vermittelt werden.

Literatur

  • Boedeker, S. (2012). Pädagogisches Unterstützungskonzept für interkulturelle Teams. In: Arbeit in interkulturellen Teams. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
  • Domenig, Dagmar (2015): „Das Konzept der transkulturellen Kompetenz“. In: Dies. (Hrsg.): Transkulturelle Kompetenz. Lehrbuch für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe. 2., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Bern: Huber, 165–190.
  • Hoffmann, B.& Hanisch, D. (2021): Bedeutung der psychologischen Sicherheit für die Innovationsfähigkeit von Organisationen. Leadership, Education, Personality: An Interdisciplinary Journal 3, 1–7.
  • Blank-Antakli et al. (2016): Transkulturelle Kompetenzen: Empfehlungen zur Konzeption von Weiterbildungen, Schweizerische Konferenz der Fachstelle für Integration: Luzern.
  • Scholtes, I., Mavrodiev, P. & Schweitzer, F. (2016): From Aristotle to Ringelmann: a large-scale analysis of team productivity and coordination in Open Source Software projects. Empir Software Eng 21, 642–683.
Dr. Maria Laura Bono & Karoline Vallaster
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