Strukturelle Kompetenz für Pflege- und Gesundheitsberufe
Strukturelle Kompetenz für Pflege- und Gesundheitsberufe

Strukturelle Kompetenz für Pflege- und Gesundheitsberufe

Workshop | Raum: SR114

Referent:innen: Dr. Margret Jäger, FSW Bildungszentrum, Wien

Im Workshop werden die Konzepte der strukturellen Kompetenz und des Structural Competency Trainings vorgestellt. Sie erhalten Materialien, die Sie in Ihrer eigenen Lehre verwenden können.



Donnerstag, 26.09. | 14.00 - 15.30 Uhr | Workshop 6: Strukturelle Kompetenz |

Leider ausgebucht. Möglicherweise werden noch Plätze frei, falls Teilnehmer:innen die Session stornieren.


Workshop: Anmeldepflichtig! Bitte melden Sie sich für diesen Workshop an, um einen Platz zu reservieren (kostenfrei, jederzeit änderbar)

 

Strukturelle Kompetenz für Pflege- und Gesundheitsberufe

Referent:innen: Dr. Margret Jäger, FSW Bildungszentrum, Wien
Email: margret.jaeger@fsw.at


Einleitung

Strukturelle Kompetenz ist ein relativ neues Konzept, inkl. einem dreistündigen Training, dass sich bemüht die komplexen Mechanismen von Ungleichheit bzw. Beziehungen im Gesundheitssystem zu erkennen, zu analysieren und gegenzusteuern. Seit Jahrzehnten wird versucht, diese Aspekte unter die Rubrik „kulturelle Kompetenz“ zu ordnen; ein Ansatz, der die Anerkennung der unterschiedlichen soziokulturellen Hintergründe von Patient:innen und Gesundheitspersonal betont sowie die kulturellen Aspekte von Erkrankungen herausarbeitet. Praktiker:innen, Wissenschafter:innen und Aktivist:innen haben jedoch erkannt, dass oft unsichtbare strukturelle Level betreffende Determinanten, Vorurteile, Ungleichheiten und blinde Flecken die Definitionen von Gesundheit und Krankheit prägen, lange bevor Gesundheitspersonal und Patient:innen im Untersuchungsraum aufeinandertreffen. Wissenschaftliche Studien legen seit Jahren nahe, dass Zustände, die aus einem biomedizinischen Rahmen auf Handlungen oder Einstellungen kulturell unterschiedlicher Gruppen zurückzuführen sind, auch als Folge der Pathologien sozialer Systeme verstanden werden müssen. Die Lokalisierung gewisser race-based Symptome (=ethnische Zugehörigkeit) an den Körpern marginalisierter Personen birgt die Gefahr, die Augen vor den racialized Ökonomien zu verschließen, in denen marginalisierte und etablierte Körper leben, arbeiten und versuchen zu überleben.


Strukturelle Kompetenz setzt mit Modellen, wie dem Strukturalismus bis zum strukturellen Rassismus auseinander, um zu zeigen, wie institutionelle, politische und wirtschaftliche Kräfte, Stigmatisierung erzeugen, die für Akteur:innen vor Ort unsichtbar sind. Das Ziel sind neue Praktiken, Agenden und Plattformen zu entwickeln, die sich mit den Gesundheitsproblemen der Gegenwart befassen. Wir leben in einer Zeit, in der die Ungleichheiten auf struktureller Ebene immer ungerechter werden. (https://structuralcompetency.org/)

Seit 2012 arbeitet ein internationales Netzwerk an Angehörigen der Gesundheitsberufe und Medizinanthropolog:innen, von den USA ausgehend, daran, das Structural Competency Framework, inklusive dem Trainingsangebot, in der ganzen Welt in den Aus- und Weiterbildungen im Gesundheitswesen zu verankern.

Den Bereich der Pflege- und Gesundheitsberufe hier mitzuberücksichtigen ist fundamental, da hier eine besondere Nähe am Menschen Teil des beruflichen Alltags ist (Del Gallo&Lam 2022; Gholar et al 2023; Orr&Unger 2020; Waite&Hassouneh 2021). Die Diversität des Personals aber auch die, der Patient:innen ist Alltag in einer globalisierten Welt und oft werden daraus resultierende Konflikte bzw. Herausforderungen vermeintlich als „kulturell“ bezeichnet (Fischer 2022; Kohlen et al 2022). Im BachelorStudiengang Ergotherapie, FHgesundheit Tirol, habe ich Ansätze des Konzepts bereits seit 2020 in die Lehre einfließen lassen.

Die Beratungspraxis und Lehrerfahrung der Workshop-Leiterin zeigt jedoch, dass auch in Österreich oftmals strukturelle Diskriminierung in unserem als hochschwellig geltenden Gesundheitssystem zu Konflikten führen, die vermeidbar sind. Seit einiger Zeit setzen sich die Organisationen Solar Plexus – die Gestalter*innen der Gesundheitszukunft sowie Women in Global Health Austria gegen Diskriminierung und für Diversität im österreichischen Gesundheitswesen ein. Als Mitglieder beider Organisationen möchte ich einen Beitrag dazu leisten, Gesundheitspersonal strukturelle Kompetenz zu vermitteln und so Diskriminierung vorzubeugen und Antidiskriminierung zu stärken.

Ich möchte den 90-minütigen Workshop nützen, um das Konzept der strukturellen Kompetenz vorzustellen und werde auf drei Fragen eingehen:

  • Warum ist strukturelle Kompetenz eine wichtige Kompetenz, die in der Aus- und Weiterbildung von Pflege- und Sozialbetreuungsberufen vermittelt werden sollte?
  • Was genau ist strukturelle Kompetenz?
  • Wie wirkt sich strukturelle Kompetenz auf die Praxis aus?

Zusätzlich möchte ich auch das didaktische Konzept des Structural Competency Trainings vorstellen und anhand dieses Workshops Material nahebringen, das Sie in Ihrer eigenen Lehre verwenden können. Um das zu erleichtern, stelle ich die Folien und alle anderen Unterlagen zur Verfügung.

Literatur

  • Del Gallo, E. J., & Lam, C. K. (2022). Assessment of structural competency in baccalaureate nursing students: a descriptive study. Nursing Education Perspectives, 43(3), 187-189.
  • Fischer, F. (2022). Individualität und Diversität in der Pflegekultur: Eine theoretische Verortung zwischen Beschleunigung, Entfremdung und Resonanz. Pflege & Gesellschaft 3/2022.
  • Gholar, V. M., Palokas, M., & Tacy, J. (2023). Structural competency curriculum in health sciences education: a scoping review. JBI Evidence Synthesis.
  • Kohlen, H., Könninger, S., & Fischer, N. (2022). Die Bedürfnisse der Anderen und Sorgekompetenz von Pflegenden im Krankenhaus. Pflege & Gesellschaft 3/2022.
  • Orr, Z., Unger, S. (2020). The TOLERance Model for Promoting Structural Competency in Nursing, Nurs Educ. 59(8), 425-432.
  • Waite, R., & Hassouneh, D. (2021). Structural competency in mental health nursing: understanding and applying key concepts. Archives of psychiatric nursing, 35(1), 73-79.
Dr. Margret Jäger
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